Ein besonderer Sonntagmorgen… Kaffee, Inspiration, Marathon und große Umwege

Freitag Abend gegen 21h fiel es mir plötzlich siedendheiss ein: Sabine müsste an diesem Wochenende in Hamburg sein! Schnell schrieb ich ihr bei whats app. „Bist Du in Hamburg?“ „Ja, bin ich, noch bis morgen mittag“ „Und morgen früh wieder beim Bäcker am Mühlenkamp, vom Schreiben?““ Ja. Um halb acht.“ „Soll ich hinkommen?“ „Gern, wenn Du magst!“ Natürlich mag ich. Ich liebe diese Treffen mit meinem Vorbild fürs Schreiben, meiner Schreib-Inspiration, Coaching Kollegin und last not least Freundin. Wir sehen uns ja nur allzu selten, aber dafür intensiv. Ich freue mich sehr auf die erneute Begegnung. Meist bringen mich diese Treffen zum Schreiben. Das bewegt allein schon ihre Anwesenheit.

Sonntag morgen halte ich erschrocken inne, in Hamburg ist ja Marathon! Oh Schreck. Komme ich überhaupt zum Mühlenkamp? Schnell ein Blick ins Internet auf die Laufstrecke. Interaktiv wird sie dargestellt. Tolle Technik! Links stehen die Uhrzeiten, im Stundentakt – wenn man darauf klickt, sieht man, wo die Strassen um die gewählte Zeit gesperrt sind. Wenn man der Reihe nach geht – und das beginnt schon 3 Tage vor dem großen Laufereignis – ist es zunächst nur ein kleiner Bereich in der Innenstadt, ein paar rote Linien Nähe der Alster. Geht man weiter, vor allem schliesslich ab dem frühen Sonntagmorgen, verlängern sich die roten Streifen schlagartig – und zack – um 8:45 ist mir schon der Rückweg abgeschnitten. Egal, ich werde da schon irgendwie wieder wegkommen. Und überhaupt, mein Sohn läuft mit! Vielleicht begebe ich mich an die Laufstrecke. Wenn ich Glück habe, sehe ich ihn in der Menge der über 20.000 enthusiastischen Läufer. Wenn er durchhält. Er war nicht sicher, denn er sagte, er habe nicht gut genug trainiert. Ach, ich drücke ihm die Daumen, er wird es schon schaffen. Warum er läuft, fragte ich ihn 10 Tage vor dem großen Ereignis. Es gibt einen unglaublichen Kick, sagt er, so ab 30 Kilometer (glaube ich). Ein großes Glücksgefühl. Ok, das verstehe ich. Wer sehnt sich nicht nach solchem Highlight… Ich gönne es ihm. Es ist wohl so als würden Geburtstag, Ostern, Weihnachten und Neujahr zusammen auf einen Tag fallen. Kann man den Kick vielleicht auch anders erreichen? 😉

Aber zunächst fahre ich zu dem nunmehr schon vertrauten Cafe, das zu einer Bäckereikette gehört. Heute ist es schwer, einen Parkplatz zu finden, ich umrunde erst ein paar Blocks. Schliesslich habe ich Glück. Nun noch ein Stück laufen, dann bin ich da. Noch schnell den Latte Macchiato holen, ein Brötchen, dann endlich das Gespräch beginnen. Die Inhalte meiner Freundin lasse ich hier weg, es geht um persönliches, spannende Neuigkeiten, die ich erfahren darf. Und sie erzählt wie immer auch, was sie im Schreibkurs an diesem Wochenende machen. Ich berichte von einem meiner aktuellen Erfolgserlebnisse… dass mein Schatz mit seinem Freund segeln fährt. Und wie ich damit umgegangen bin. Und was am Ende dabei herauskam! Mir fällt es immer noch, immer wieder schwer, ihn loszulassen, zumal aufs Wasser, was ich selbst so liebe. Andererseits weiss ich, es tut ihm gut, er kommt glücklich und zufrieden wieder und freut sich auf mich. Und ich habe dann ja auch Freiraum, Dinge zu tun, die ich sonst nicht mache. Dennoch, ich jaule zunächst herum, so dass er gleich alles absagen will. Ich sage, warte doch, laß mir Zeit, mich an den Gedanken zu gewöhnen, dass Du gerade an dem schönen langen Himmelfahrtswochenende, wegfährst…und sage ihm schliesslich, er solle es doch gern machen. Er sagt, er würde seinen Freund fragen, ob wir gemeinsam zu Viert, zwei Paare, ein Wochenende segeln könnten, zu Viert. Da gibts immer noch leise Erinnerungen an ein Wochenende auf dem Boot 2011, die anklopfen und mir die Segelfreude bremsen. Ich erwidere, ich möchte wieder mal Motorboot fahren, mit Dir, allein. Was sage ich, schon abends forscht er im Interne nach einem passenden Schiff für uns – und ein paar Tage später ist es gebucht. Welch ein Geschenk! Was lernen wir daraus? Wenn Frau sagt, was sie sich wünscht, bekommt sie es – jedenfalls ist die Chance erheblich größer, als wenn ich damit rechne, dass er meine Wünsche ahnt.,

Zurück ins Cafe… wir reden, lachen, schweigen (kurz) –  und da wir uns auf die ca. anderthalb Stunden eingestellt haben, ist die Zeit ausreichend und sogar lang, so dass wir uns in Ruhe austauschen können. Schließlich Abschied, sie muss los, der Schreibkurs beginnt. Ich bleibe noch eine kurze Weile, gehe dann zum Auto und fahre los. Mal sehen, wie weit ich komme.

Wie es der Zufall so will, gelange ich an der Fuhlsbütteler Strasse an die Laufstrecke. Hier waren wir gerade kürzlich, hier hat mein Schatz vor langen Jahren mal mit seinen Eltern gewohnt. Hier ist eine Brücke, ein günstiger Standort, da es leicht nieselt. Vorn wird es bereits lauter, die ersten Läufer kommen. Ok, das sind nur die ganz Schnellen… Ich suche eine Parkplatz, was sich als langwierig erweist, doch schliesslich finde ich einen, um drei Ecken herum, eine lange Straße entlang. Die neue Kamera geschnappt, mache ich mich auf den Weg. Ich finde einen Platz, an dem ich gut sehen kann. Unter der besagten Brücke. Komme kurz mit meinen Nachbarn ins Gespräch. Sie stehen immer hier. Nen, sie kennen keinen der Läufer. Der Mann trägt ein St. Pauli Shirt, ist mir gleich sympathisch. Ich gucke mir im Laufe der Zeit fast die Augen aus dem Kopf, angestrengt, dass ich Olli ja nicht verpasse. Nummer 10.799! Zwischendurch per whats app Kontakt mit seiner Freundin, quasi meiner Schwiegertochter. Sie meint, er müsse gegen 11 hier vorbeikommen. Ok, dass ist bald. Die Aufregung steigt. Ich fotografiere, strenge meine Augen noch mehr an, als könne ich ihn herbeischauen, ich stiere in die herannahenden Läufer und banne viele aufs digitale Bild. Olli ist nicht dabei. Oder habe ich ihn schon verpasst? Ich gucke, starre, mache Fotos, zwischendurch setze ich die Kamera ab. Als ich schon denke, ich hätte ihn verpasst und fast los gehen will, wird die Menge der Läufer dichter und da, da – plötzlich sehe ich ihn, rufe seinen Namen. Er guckt suchend, sieht mich, lacht. Scheint kurz zu überlegen, ob er zu mir laufen soll, läuft dann weiter.  Ich glaube, er hat sich echt gefreut, dass ich da bin. Ein bewegender Moment! Gänsehaut feeling. (an dieser Stelle kommen mir heute noch die Tränen…) Das Foto – nur von hinten. Egal, ich habe ihn gesehen. Bin ich stolz. Toll, dass er da mitmacht!

Ich lasse den Moment ausklingen und mache mich auf den Rückweg zum Auto.

Fotografiere auf dem Weg noch ein paar Blüten, fahre dann Richtung Zuhause. Einen Riesenumweg muss ich machen, oben herum um ganz Ohlsdorf. Hier kenne ich mich überhaupt nicht aus. Gut, dass ich mein Navi habe. Glücklich und etwas müde, vom frühen Aufstehen und dem anstrengenden Suchen in der Läuferschar komme ich endlich zuhause an.

Was für besondere Sonntagmorgen!

 

 

 

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