Ewigkeitssonntag

Heute ist unser Konzert. Lange haben wir mit der Kantorei geprobt, nun ist es endlich soweit. Die Generalprobe gestern war entspannt und verspricht Gutes. Ich hatte das Glück mit einer Ankündigung in der Wunschsendung von NDR Kultur auftreten zu dürfen. Es wurde morgens aufgezeichnet und mittags gesendet. Dazu haben sie das Stück von Purcell gespielt, Remember not Lord, our Offences. Für mich nochmal ein besonderes Stück, sehr persönlich, in diesem Jahr. „Erinnere Dich nicht an unsere Verfehlungen…“ . Dabei liegt es immer nahe, diese „der anderen Seite“ zuzuschieben, anstatt selbst mehr Verantwortung zu übernehmen. Es ist ernst. Es war ernst. Jetzt ist wieder viel Freude, viel viel Schönes.

Da wir um 12h die Kirche fürs Konzert vorbereiten sollen, besuchen wir den Gottesdienst um 11 Uhr. Ich sträube mich zuerst und sage, ich brauche Zeit für mich… es fällt mir aber schwer, ihn allein gehen zu lassen. Dann ist es auch schön, bei allem Traurigen. Die Toten werden verlesen, einunddreissig sind es in diesem vergangenen Kirchenjahr in unseren 3 Dörfern. Einige in der Gemeinde weinen, schluchzen. Die Musik tut ein Übriges. Ein 34jähriger steht auf der Liste. Viele sind über 80, inige über 90 Jahre alt geworden, manche unter 70. Man beginnt zu rechnen…

Dann wieder nach Hause, noch ein bisschen Zeit, umziehen, um 15h einsingen und noch proben. Die Kirche ist voll, als wir um 17 Uhr einziehen mit der Kantorei. Ein schönes Gefühl! Fast fehlerfrei absolvieren wir unsere lange geprobten Stücke, die Exequien von Schütz und den Purcell zu Beginn. Instrumentalstücke im Mittelteil. Besinnung. Gedanken. Dann wieder wir und die Solisten. Traurigkeit und Hoffnung im Text. Das Publikum klatscht erst nach einer gefühlt sehr langen Pause. Es ist gut so. Freunde sind da, wir sprechen, sie sind angetan.

Wir sitzen mit den Anderen noch zusammen, wobei es mir kurz vorkommt und nicht sehr gemütlich. Die Fleissigen beginnen schon bald mit dem Aufräumen, nachdem die ersten Solisten gegangen sind. Auf dem Rückweg fühle ich eine Leere. Wir machen es uns zuhause gemütlich am Kaminofen und schauen den Film mit Bruno Ganz und Erika Pluhar „Das Ende ist mein Anfang“, den wir gestern aufgenommen haben. Ein intensiver Film um den Sinn des Lebens und das Sterben. Ich kann das heute nicht gut ertragen. Aber mein Schatz ist sehr angetan und will weitergucken. Es sind viele berührende Momente in diesem Film. Später räume ich noch mit meiner Tochter im Keller weiter auf, wir misten aus. Es tut gut, sich wieder mit handfesten Dingen zu beschäftigen. 2 Säcke und 2 Kisten kann ich morgen entsorgen. Ein gutes Gefühl!  Und Donnerstag ist ja wieder Probe, dann dürfen wir Weihnachtslieder üben.

 

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