Sammelleidenschaft oder Jetzt wird endlich aufgeräumt

BuecherstapelKennen Sie das auch? Das neue Jahr beginnt und man möchte endlich Ordnung haben. Damit es gut aussieht zuhause oder/und im Büro. Und damit man auch SCHNELL IMMER ALLES wiederfindet. Damit man sich wohlfühlt. Und nicht durch alles mögliche abgelenkt wird was irgendwie irgendwo herumliegt, mir nichts, dir nichts ins Blickfeld gerät und mich ablenkt von dem was ich gerade noch wollte.

„Es ist ja schön, wenn man was hat, wenn man es denn weiß, wo es ist, wenn man es sucht.“ Originalzitat meiner besten Freundin. Wir sind mal wieder beim Thema „Was brauche ich eigentlich wirklich“ – oder – „Ich hab mal ausgemistet“…

Wir sind beide Sammlertypen, auch wenn sie es vielleicht abstreiten würde, wenn ich es so verallgemeinere. Sie sammelt nämlich meistens digital. Da fällt es nicht so auf, denn auch stundenlange Hörbücher oder fette Wälzer schluckt die Platte, die mehrere terrabyte groß ist, ohne murren, verpackt sie in Nullen und Einsen und lässt sie mikroskopisch klein werden, was sage ich, kaum sichtbar für das menschliche Auge.

Ich dagegen staple, Bücher, CDs, Prospekte in echt. Beides wird schnell unübersichtlich, wenn man nicht aufpasst. Wir sammeln und merken es kaum noch. Nicht alles kommt gleich dahin, wo es hingehört. Das kann ich doch morgen machen! Die Bücher ins Regal, die Dateien in den richtigen Ordner. Da mach ich mir erstmal einen Ordner „noch ablegen“ – so etwas habe auch ich nämlich auf dem Desktop, zusätzlich zu den Stapeln. „Das ist so ähnlich,“ sagt meine Freundin, „wie wenn man schnell mal einen Karton in die Ecke stellt und denkt, das räume ich später weg“ – und weiss eigentlich in dem Moment schon, dass man es doch nicht tut.

Bei mir sind es auch Aufnahmen vom Radio. Auf iMAC, iPAD, iPHONE und auch auf meinen MiniDics. Sendungen, die ich unbedingt hlren MUSS. Obwohl ich eigentlich heutzutage ALLES JEDERZEIT überall nachhören und nach-sehen kann, soweit ich denn einen Internetzgang habe, das große WehWehWeh. Meine Minidiscs haben gerade irgendwie an Wert verloren, denn ich habe zu Weihnachten ein neues Autoradio bekommen und kann nun CDs direkt hören, muss sich nicht mehr auf Minidisc überspielen. Aber ich halte noch daran fest. Denn da sind nun die vielen MDs, die sich zuhause stapeln. Mühsam bespielt mit Musik, Hörbüchern, Sendungen die mich inspirieren. Da gibt es immer mal eine Überraschung beim hören, denn mit dem archivieren und beschriften hab ichs nicht immer genau genommen. Dafür ist die Freude und das Erstaunen um so größer, wenn ich etwas wieder entdecke – oder überhaupt erstmal entdecke, was ich da für Schätze habe. Aber WANN soll -will ich das alles hören?

Und vor allem, wann komme ich zu mir? Wohl nur, wenn ich alles lasse, sein lasse. Bücher, CDs, MDs, ausgedruckte Artikel, ausgeschnittene Zeitungsseiten. Wenn ich in mich hineinhorche, mal eine Viertelstunde NICHTS mache. Auf meine innere Stimme höre. Da ist soviel Potential. Da sind innere Geschichten. Meine eigenen. Sie wollen raus.

In meinem Weihnachtskoma oder, positiv ausgedrückt, in meiner weihnachtlichen und jahrewechselbedingten Entspannungsphase, die mich mehr und mehr nervte, da ich energetisch voll absackte und weder alle Bücher durchlas, die ich noch nicht gelesen hatte (aber wenigstens EINS und ein weiteres begonnen) noch aufgeräumt, sortiert, entsorgt hatte, noch all die anderen Dinge gemacht, die ich doch immer für diese Zeit aufgehoben hatte…ABER entspannt, lange geschlafen, Zeit mit meinem Mann (und unserem Hund:-)) verbracht, zum Teil an der frischen Luft, mit dem Familienbesuch und Freunden gespielt (endlich mal wieder) – da hab ich alles wie eine Bedrohung empfunden. Stapel von Büchern, Prospekten, CDs, wie schier unüberwindbare Berge, Massen von Informationen, nicht zu bewältigen in (m)einem Leben.  JETZT, danach, sehe jetzt das positive Ergebnis in Form von erlebter Entspannung, die sich zeigt, indem ich jetzt anders arbeite, schneller weiss, was ich will und mehr Fokus sich einstellt (danke auch an Tilly dafür!!). Ich gönne mir Pausen und Entspannung. Schon zum zweiten Mal „eine Viertelstunde nichts“ durchgehalten. Jetzt, wo ich wieder in meiner Power bin und fröhlich arbeite (was mir SPASS macht!), sehe ich alles wieder alles Quelle der Inspiration, so viel zu HABEN.

Und doch, die Frage bleibt, was brauche ich wirklich.

Ich freue mich, wenn es mich packt, aus einer vollen Quellen zu schöpfen, einen Stapel Zeitschriften durchzublättern. Ich erfreue mich auch daran, die Stapel zu sortieren und in einem lichten Moment genau zu wissen und zu entscheiden, was ich aufbewahre und was ich entsorge. Nur, manchmal komme ich in einen Raum zuhause und bin einfach nur genervt, was alles herumliegt. Gut, wenn ich einen Tag erwische, wo ich mich leicht trenne. Das berühmte loslassen. Einfach weg. Vielleicht sollte ich doch mal auf den Jakobsweg wandern. Gerade habe ich das Hörbuch von HaPe Kerkeling zuende gehört und es hat mich tief berührt. Danach würde man sich wohl von Vielem trennen. Oder geht alles weiter wie gehabt, nachdem man sich wieder zuhause eingelebt habt? Der Bericht geht tief. Umso mehr, je weiter ich auf den sechs CDs war. Es liess mich nicht los. Und jetzt hab ich das Gefühl, ich habe die Geschichte in mir. Ich möchte mehr hören und bin traurig, dass sie zuende ist. Und auf eine Weise bin ich entspannt und zufrieden. Und vielleicht verschenke ich ab jetzt einfach, was ich „durch“ habe. Oder ich verkaufe, was sich noch verkaufen lässt.

Oder sollte ich es doch lieber behalten?

 

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