Dieses unerträgliche Schweigen

Ich habs vergeigt. Und das Sonntags, beim Frühstück. Das so gemütlich werden sollte. Dazu dann sein unerträgliches Schweigen, das mich zur Raserei bringt. Er guckt mich nicht mehr an, senkt den Blick, verzieht sich in sich selbst. Ist nicht mehr erreichbar. Wie ich das hasse! Nein das ist noch lange nicht gut. Auch wenn ich weiß woher das kommt. Auch wenn es vielleicht besser wäre, ich hätte die Klappe gehalten. Ich möchte das auch mal so können. Schweigen. Null Reaktion zeigen.

Ich bin so wütend!

Dabei fing der Tag gut an, mit kuscheligem Aufwachen. Und dann, als ich zum Frühstück erschien, war das Radio an, Gottesdienst, katholisch! Sehr gut, sagte er, die Predigt. Es ginge ums Annehmen. Um den Ölberg. Wer ohne Sünde sei, werfe den ersten Stein. Und bei mir kam sofort die alte Geschichte hoch. Auch wenn ich schon -zig mal geschworen habe, endlich ganz zu vergessen. Es gibt Situationen da macht es „pling“ – und alles steht mir wieder vor Augen, als sei es gestern gewesen. Dabei ist es nun schon 4 1/2 Jahre her. Tatsächlich, so lange? Da könnte ich das doch wirklich mal abhaken. Aber wenn es erstmal hochkommt, ist es hartnäckig. Es schafft sich Platz. Wenn er dann beginnt zu schweigen, den Kontakt komplett einzustellen, werde ich unglaublich sauer und möchte ihn nur noch anklagen. Da ist Schmerz. Und bei ihm? Scheinbar nichts. Jedenfalls nichts, wodurch ich vielleicht besser verstehen könnte. Nichts, was uns in dem Moment einander wieder näher bringt. Nur Wut. Schmerz. Schmerz und Wut. Ja, es gab viele Entschuldigungen. Aber gestern, als der amerikanische Spielfilm lief und sich mehrere Leute ständig entschuldigten,wo ein“ es tut mir leid“ das nächste ablöste, fand er das blöd und regte sich bei jedem Mal darüber auf. Also, was ist dann eine Bitte um Entschuldigung wert? Nur, weil er eben grundsätzlich keine amerikanischen Spielfilme mag? Das ist eine Haltung. Dann sucht man nach Dingen die das bestätigen.

Ich wollte von ihm wissen, was er denn gehört habe aus der Predigt, was denn nun daraus seine Botschaft an mich sei. Was er verstanden hat, was ihn angesprochen hat. Das könne er nicht sagen.Und er schweigt. Guckt mich nicht mehr an. Zieht sich in sich zurück. Ich werde immer wütender und schmeiße mit Anklagen um mich. Vielleicht kann er es wirklich nicht ausdrücken. Vielleicht denke ich viel zu weit und er weiss nicht was ich will.

Dreimal hab ich mir die Predigt inzwischen angehört. Was hat mich denn angesprochen? Die Selbstkritik, die Kritik an der Kirche. Das Moral mißbraucht wird. Das mit zweierlei Maß gemessen wird. Und auch das Sanfte, das Nicht-Urteilen, das annehmen. Ja. Das bei-sich-gucken. Ja. Wenn ich moralisch einwandfrei gehandelt hätte, wären wir ja jetzt gar nicht zusammen.

Manchmal wünsche ich mir, ich hätte diese Fähigkeit auch, zu vergessen, was nicht gut gelaufen ist und wenn überhaupt, sich selbst als Opfer zu sehen. Klar, es ist eine Möglichkeit, zu vergessen.

Jetzt, während ich das schreibe, kommen auch wieder andere Bilder dazu. Bilder der Versöhnung, Texte. Die Beteuerung, dass er doch nur mich liebt. Und damals meinte er er liebe zwei Frauen. War fest davon überzeugt. Ich könnte ausrasten!

Er kommt nicht hoch zu mir. Ich war gerade unten. Wer macht den ersten Schritt?

Dazu der Gedanke an meinen bevorstehenden Geburtstag in ein paar Tagen. Keine Frage nach einem Wunsch. Bei seinen Söhnen, ja. Bei mir, nein. Und ich bin zu stolz, um etwas zu sagen. Und ist es wichtig? Sind doch alles nur Sachen. Und jetzt noch dieser Scheiß.

Ich brauche Zeit.

Nächstes Mal werde ich den Raum verlassen, mich meinem Schmerz allein widmen. Erst kommt die Wut, dann die Trauer. Einfach zulassen. Bis gut ist, sagt Sabine.

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Zeitqualität ohne Handy

Zeiten ohne mein Handy

Zeiten ohne mein Handy
analog, wie früher
diese Qualität, fast vergessen
beginnend mit Minuten,
Stunden, dann Tage

Wesentliches entsteht
Gedanken kommen
Ideen blitzen auf
Inspiration leuchtet

Angst vor Langeweile schwindet
das Gegenteil zeigt sich

Fülle in mir
Reichtum der Seele
Austausch, entspannt
wirkliche Verbindung
Lebendigkeit
wunderbares Glück!

rwf 1-2016

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Verwirrung

Sabine ist in Hamburg. Zum schreiben, was sonst! „Supervision“ schreibt sie.

Oft frühstücken wir, wenn sie in Hamburg ist, am Sonntag um 7.30 in einem Bäckerei Cafe in Winterhude. Ich stehe gern früh auf. Der Sonntag ist dann gefühlt länger. Heute also kein gemeinsames Frühstück, dennoch bin ich früh wach. Mein Traum war stressig, es ging um Amrum, wir waren zu Dritt dort, am packen, das Wohnzimmer war unordentlich, es wurde knapp mit der Fähre, sie sollte um 20.30 fahren, wir waren nicht fertig, es war 19:45.. ich trieb die anderen an. Dann wachte ich auf. Ich hatte ein blödes Gefühl, also blieb ich auf, setze mich an meinen Schreibtisch und schrieb. Ich sortierte Geschichten. Von Schreib-Freude zu meinem Erfolgsblog, finde Textentwürfe… so viele lose Enden! Ich habe diverse Seiten offen, öffne ein zweites Browser Fenster (Mache ich seltener, und wenn schiebe ich es unten in die Leiste…), um beide Blogs besser nebeneinander sehen zu können… nur heute bin ich unsortiert, ist ja auch Sonntag, da darf ich das, gucke hier und da, gerate in altes Verhalten, fange vieles an… kriege gefühlt nichts fertig. Ich bin wirr im Kopf und finde keine Reihenfolge mehr, springe hin und her. Das zweite Fenster ist irgendwann hinter allem möglichen anderen verschwunden, und ich vergesse es. Irgendwann finde ich es wieder, aber da bin ich mit dem Text schon ganz woanders. Ich muss noch checken, ob jetzt alles da ist wo es sein soll…Nebenbei bearbeite ich meine Startseite von connextions, formatiere den Text, ergänze ihn mit einem Teil meiner sechszig Sekunden Präsentation.

Das jedenfalls ist nachher fertig. Und die Geschichte zu meiner Kreativliste auch. Speichern. Beenden. Und es ist Aufräumzeit, ich sortiere. Auch digital. Anfassbare Dinge sind schon ausgewandert, zum Beispiel eine Menge Papier. Bücher, die ich verschenken will. Ein ganzer Stapel „Happiness“ Zeitschriften wohnt nun bei einer Freundin, fürs Wartezimmer sozusagen. Eigentlich ja ein Jammer, viele habe ich nicht wirklich gelesen, die meisten nur flüchtig durchgeblättert, wenn überhaupt…

Im Moment bin ich ganz wild drauf auszumisten. Nach dem ersten Durchschauen noch ein zweites Mal, vielleicht ein Drittes. Nur was dann noch bleibt, wird aufbewahrt. Der blaue Eimer mit dem Papiermüll wird am Donnerstag endlich geleert, dann ist Platz für neues Altes.

Ich schweife ab.. mir fällt das neue Buch ein „Einen Scheiß muss ich“, Schatzi wollte es neulich kaufen udn dann doch nicht, war ihm zu teuer. Heute kam er wieder drauf. Nun guck ich wieder…und suche bei Google nach einer Leseprobe, schreibe aber „Lebensprobe“ ah, spannend. Sofort mal googeln. So bin ich schon oft auf spannende Dinge gekommen. Notwendig? Dauerhaft? Auf den ersten Blick kommt heute da nix was mich inspiriert bei „Lebensprobe“. Also die Seite schliessen, zurück zu meinem Artikel hier…

Ah.. ich wollte doch noch…??!

Worüber wollte ich eigentlich schreiben?

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Besinnliche Weihnachten (2)

Es beginnt schon im November. Die Menschen sind im Weihnachtsstress. Wird das von Jahr zu Jahr mehr? Ich habe den Eindruck. Der Einzelhandel tut das Seinige dazu: Sogar bereits Anfang September locken Lebkuchen und Schokoladenweihnachtsmänner in den Regalen der Supermärkte und warten. Spätestens ab November trifft man auf die Gehetzten… „vor Weihnachten geht gar nichts mehr“… bekommt man zu hören oder „doch nicht mehr vor Weihnachten?“ „wir sind in der Endphase des Jahres“… „im Moment haben wir gar keine Zeit.. “ Ist Weihnachten nicht auch manchmal ein willkommener Vorwand? Es gibt immer Grund für „keine Zeit“. Es ist kurz vor oder nach Ostern, zu viele Feiertage im Mai, mal ist es zu heiss, dann zu kalt oder zu naß. Es friert, es schneit, die Bahn streikt. Sommerferien, Wintereinbruch. Sturm und Hagel oder Schnee. Es gibt immer einen Grund für Aufregung, Zeitdruck und Stress, etwas abzuwimmeln.

Dem möchte ich mit dieser Geschichte entgegenwirken, zumindest einmal Ihre Gedanken in eine andere Richtung lenken, nämlich auf die Weihnachtsfreude, das Erwarten, die Liebe in dieser ganz besonderen Zeit. Es kann doch nicht sein, dass Weihnachten nur noch Hektik und Unruhe bedeutet. Das ist wahrhaftig nicht der Sinn.

Ich gebe zu, es gibt Branchen, die in der Vorweihnachtszeit besondere Hochkonjuntur haben, unser Schokoladendrucker zum Beispiel, die Blumenläden, die Lebensmittel-Geschäfte, der Einzelhandel. Die Märkte. Die Friseure ;-). Die Drucker. Oder Menschen, die immer besonderen Dienst haben, Krankenhäuser, die Polizei, Notdienste. Sie haben wirklich erst in letzter Minute Feierabend, um 14h am Heiligen Abend – oder müssen auch an Feiertagen zur Stelle sein, um das System aufrechtzuerhalten. Sogar zwischen den Feiertagen, wo viele frei haben. Und auch Silvester. Und doch gibt es Viele mit normalen Arbeitszeiten, freien Wochenenden und Feiertagen. Und auch die oben erwähnten haben freie Zeiten…

Gestern sprach ich mit einem Vater von drei Kindern. Er erwähnte die Weihnachtsfeiern in der Schule, die Aufführungen, das Kekse backen. Alles zu viel. Und die Aufregung der Kinder, die Vorfreude. Jeder habe andere Bedürfnisse, sagte er. Wie wird man allen gerecht? Dann die Adventskalender, am besten jeweils eigenhändig bestückt. Ist es nicht auch schön, sich dafür Zeit zu nehmen? Darin liegt auch Wertschätzung für den Anderen. „Als wir frisch verliebt waren, haben meine Frau und ich das für uns gegenseitig gemacht, einen Adventskalender“ sagt er und schaut verträumt, während er sich erinnert.

Wie also kommt man also zu den berühmten besinnlichen Stunden, zur Weihnachtsfreude, zur Entspannung, was immer wieder gewünscht wird, mündlich, in Briefen, auf Karten, in emails?

Was kann man/ich/Sie weglassen, so dass Zeit bleibt auch für Dinge wie Adventskalender, wirkliche Karten schreiben. Es ist doch alles eine Frage der Prioritäten. Die auch ich oft anders setze. Und ich finde es nur heraus mit Atemholen, kleinen Entspannungen im Alltagssausen. Auch ich muß immer wieder gucken, was ist wichtig, wo nehme ich mir Zeit für meine Liebsten…ihnen eine Freude zu machen, Liebe zu schenken. Und wo nehme ich mir Zeit für mich.

Zum Beispiel ist das Bestücken eines persönlichen Adventskalenders doch eine Art meditativer Beschäftigung, finde ich. (wenn man die Einkäufe erst einmal hinter sich hat) Man kann auch kleine weihnachtliche Inspirationstexte schreiben auf kleine farbige Zettelchen, die in die Taschen des Kalenders jeden Tag für eine inspirierende Überraschung sorgen. Das hat den Vorteil, dass es sogar kalorienarm ist!

Ebenso gut geeignet für ein vorweihnachtliches Besinnungsfeeling und meditativ für mich ist das Schreiben der Weihnachtskarten. Unabdingbar mit einem oder einigen persönlichen Sätzen verbunden. Ohne geht gar nicht. Ich lasse das vergangene Jahr Revue passieren, wo sind meine besonderen Verbindungen, wer hat mich in diesem Jahr begleitet, was war, wofür möchte ich DANKE sagen. Da kommen spannende Gedanken und Erinnerungen hoch. Ich finde, vorgedruckte Karten, auf denen nur unterschrieben wird, das bringt nix. Und eins habe ich mir fest vorgenommen, ich werde sie persönlich schreiben. Heute kamen zwei Karten mit der Post. Eine von meinem größten Kunden. Zwei anerkennende Sätze für meine Arbeit, neben dem Gedruckten, höchstpersönlich und eigenhändig vom Geschäftsführer. Ein Dankeschön. Dazu noch ein Jahreslos von der „Aktion Mensch“. Worüber habe ich mich wohl mehr gefreut, über das Los oder über die Worte? Gleichzeitig kam eine Weihnachtskarte mit einem vorgedruckten Gedicht, noch nicht einmal gut formuliert für mein Gefühl… mit dem Namen unterschrieben. Ja, gefühlt haben wir alle keine Zeit, und doch…wenigstens ein persönlicher Satz, das macht die Sache schon anders. Nehmen wir uns die Zeit dafür?

Dazu gibt es viele weihnachtliche Konzerte. Aber bitte, nicht irgendwo reingequetscht zwischen Termine, sondern mit Zeit hingehen und nachklingen lassen…

Und nehmen wir uns Zeit für uns? Seit Anfang dieses Jahres liebe ich besonders die Pausen, die Zeiten für mich ganz allein, kurz oder lang. Durch eine kleine Unterbrechung verlasse ich das Hamsterrad, auch das des Weihnachtsstresses. Das ist wunderbar! Ich genieße und merke, wie positiv sich das auch mein Leben auswirkt. Ich möchte das in Zukunft noch verstärken, weiter ausdehnen. Lange Weile. Diese Zeiten sind so wertvoll. Danach arbeitet man ganz anders. Wirkliche Entspannung. Und wenn ich sie mir nicht bewusst nehme, nehme ich sie unbewusst, indem ich unkonzentriert arbeite, nicht wirklich zuhöre, nicht bei der Sache bin.

Ich bezeichne mich immer als Kontaktjunkie. Ich liebe es, mit Menschen zusammen zu sein. Kontakt, gute Verbindungen, das ist für mich Lebenselixier. Und doch, irgendwann ist es sogar bei mir soweit, dann spüre ich die Sehnsucht nach Alleinsein, nach Ruhe. Gerade in dieser Zeit.

Dann wird es besinnlich.

Wir sitzen am Adventskranz, hören „unseren“ Messias oder das Weihnachtsoratorium von Bach, diese vertrauten Klänge, selbst schon mit unserer Kantorei gesungen und auch in der Nachbargemeinde. Oder die Weihnachts-CD von John Rutter, anders schön. In diesem Jahr haben wir nochmal von vorn mit der Erwin-Geschichte begonnen, weil wir die ersten zwei Male immer irgendwann aufgehört hatten, weil vermeintlich keine Zeit dafür war… 24 Adventskalendergeschichten von Gott, der sich in Erwins Gestalt, also der eines Bettlers, der auf der Straße lebt, seine Schöpfung anschaut, weil da ja so einiges schief läuft. Mein Schatz liest mir vor, das kann er so wunderbar – und das ist mein lebendiger Adventskalender. Besser als Schokolade… Jedes Kapitel nur so zwei Seiten und doch eine große Annäherung an das Wesentliche und auch an Weihnachten. Mit jedem Kapitel wird klar, wie glücklich wir uns schätzen können mit dem, was wir alles haben, wie gut es uns geht. Dann entsteht wahre Weihnachtsfreude.

Wo tanken Sie auf, wo füllen Sie Ihre Energie Reserven auf, was heisst für Sie besinnliche Zeit?

Ich wünsche Ihnen, dass Sie die leisen Töne der dunklen Tage, die doch vom Schein der Kerzen hell werden und eine ganz besondere Stimmung verbreiten, mit Aufmerksamkeit wirken lassen. Dann kann Weihnachten kommen.

 

PS

Nach meiner Geschichte kam übrigens zu der Karte mit der Unterschrift eine Neujahrskarte mit netten, persönlichen Worten. Danke dafür. Ja, ich habe gemerkt, es ist eine wirkliche Herausforderung, sich dafür Zeit zu nehmen. Bei allem guten Willen. Und: es lohnt sich, wie das feedback zeigt, wenn nur eine(r) nachdenklich geworden ist, ein(e) andere ihre Gefühle bestätigt sieht.

 

 

 

 

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Die Story am Sonnabend (1) : Shopping mit Hindernissen

Eigentlich hatte ich mich auf das shoppen gefreut. Ich war geradezu wild darauf. Und auf die Begegnung mit einer Freundin und Geschäftspartnerin. Auf den lebendigen Austausch, face to face (sonst telefonieren wir viel), auf Energie und sprühendes Leben. Doch es begann schon vorher holprig. Mit der Entscheidung, überhaupt etwas allein zu unternehmen. Immmer wieder meine Herausforderung. Will ich das? „Darf“ ich das? (Blöde Frage!) Mein Mann zuckte schon bei dem Wort Einkaufszentrum zusammen und es war deutlich, dass er dazu nun gar keine Meinung hatte. Ich aber durchaus. Weil die Freundin, als wir um 11 Uhr telefonierten, auch noch nicht bereit fürs Losfahren war, überlegte ich, vorher nur noch kurz die Überweisungen zu machen und die Telefonrechnungen auszudrucken, das stand schon lange auf dem Plan. Wollen wir uns ungefähr um 13h treffen? Ja.

Nun sollte man nicht denken, dass das mal eben so vonstatten geht. Ich dachte, erstmal die Telefonrechnungen, das geht flott. Aber falsch gedacht. Die Telekom hat da so ihre kleinen und größeren Hürden eingebaut. Ich gelangte keinefalls schnell dorthin, wo ich hinwollte. Mit dem Festnetz klappte es noch so la la, ich loggte mich mit den T-Online Zugangsdaten ein, lud die Rechnungen herunter und druckte die zwei neuesten aus. Doch dann begann eine Odysee durch die Webseite von T-Online. Egal wie oft ich mein Passwort eingab und dann noch per SMS Code das Ganze freischaltete, vermeintlich freischaltete, strikt kam immer wieder die Meldung, dass ich keine Berechtigung hätte, meine Rechnungen einzusehen. Aber bezahlen darf ich sie, da sagt keiner, ich brauche eine Berechtigung…, da sieht die Telekom kein Problem. Zwei Anrufe bei der Hotline halfen nicht weiter, wobei die Dame am Telefon recht kurz und knapp war, für mich die mit Leidenschaft kundenorientiert telefoniert, ein Graus! Nachdem sie mich am Anfang, ich meine, ohne Willkommensgruß, in einem Affenzahn aufforderte, ihr meine Kundennummer und mein Kennwort zu nennen – sonst könne sie nichts für mich tun, ging es ähnlich weiter. Während wir gemeinsam versuchten, an die Stelle zu gelangen, wo ich meine Rechnungen hätte sehen können, war sie sehr sterng mit mir und forderte mich auf, jetzt das zu tun, was SIE sagt. Ok, ich fügte mich. Leider erfolglos. Schliesslich gab ich auf.

Nun noch die Überweisungen. Drei normale Vorgänge gingen flott voran, wobei ich diese ellenlangen DE-Nummern hasse. Sie sind oft so klein gedruckt und in einem fort, ohne Abstand, so dass man mühsam die Nullen zählen muss, die den Platz zwischen Kontonummer und Bankleitzahl füllen… immerhin, manche „Lieferanten“ sind so schlau, diese Nummer in 2er und 3er Blöcke aufzuteilen, was das Lesen enorm erleichtert! (ich muss direkt mein eigenes Rechnungsformular daraufhin prüfen.)

Gut, nun noch die lange vor mir her geschobene größere Überweisung auf das Konto einer Direktbank. Beim ersten Versuch vor 4 Wochen hatte ich die PIN Nummern nicht lesen können. Erst als ich die Hotline angerufen hatte und der Mensch am anderen Ende mir neue PIN Nummern per Post zusicherte, legte ich den Brief zufällig auf einen weissen Untergrund und – siehe da – ganz schwach und fein, aber plötzlich waren die Zahlen-Buchstaben-Kombination ganz gut zu erkennen. Leider war ws zu spät, die Nummern schon gesperrt. Also auf ein Neues, heute, endlich. Nun sind da aber alle möglichen Sicherheitsmaßnahmen zu treffen… die vorgegebenen Nummern ändern, von dem Key 2 Stellen eingeben, jedes Mal andere, das Ganze über ein Zahlenauswahlfeld, nicht einfach eintippen! Na ja, alles zu meiner Sicherheit. Aber schon recht umständlich. Mindestens eine Dreiviertelstunde hat mich das gekostet. Dazu dann das Banklimit bei der Giro Bank erhöhen, auch da wieder viele Ziffern und Daten eingeben. Ein Fehler bei der Eingabe der Gültigkeit meiner Girocard, und nochmal das Ganze bitte. Immerhin, am Ende wars geschafft. Ich weiss nun auch, wenn ich ehrlich bin, was mich so lange zögern ließ. Nicht nur der komplizeirte Vorgang, von dem man nie weiss, ob alles glatt geht, sondern auch, weil es so nett war, das Geld auf dem Girokonto zu haben. Keine Angst mehr vorm Minus, allerdings auch eine Tendenz zu einer gewissen Verschwendung.

Inzwischen war es 12:45h.

Ich hatte mindestens eine halbe Stunde Fahrt zum Treffpunkt. Also schnell alles bereit Gelegte einpacken und los. Von unterwegs rief ich sie an, erreichte den Anrufbeantworter. Ich telefoniert anderweitig weiter und kam flott durch den Elbtunnel, ein Glück. Vor Ort dann ins Parkhaus, kurz vor halb zwei dann glücklich im Einkaufszentrum angekommen. Sie schrieb, sie sei noch mit ihrem Mann in einem Laden. Jedesmal, wenn eine von uns anrief, hörte die andere es nicht. Später behielt ich mein Handy in der Hand, um die Anrufe nicht zu verpassen. Nun, ich schaute mich um und bekam kurz darauf Hunger. Ich versorgte mich mit Falaffel und Salat, eine ganz nette Bedienung servierte mir das. Dann kam meine Freundin dazu. Wir redeten eine Weile, ich zeigte ihr Bücher und CDs die ich zT für sie (z.T. wieder) mitgebracht hatte. Sie müsse noch kurz zu Vodafone, sagte sie, etwas wegen der Rechnung klären. Super, nebenan war gleich der Papierladen, wo es die schönen Notizmappen gab, ein Grund, warum ich heute hier war. Sie also zu Vodafone ich in den Papierladen. Ich suchte herum, fand alle möglichen Mappen, nur nicht die, die ich suchte… ich guckte, was sie machte, war noch beschäftigt. Ich suchte nochmal, vergeblich. Ich setzte mich draussen im Gang auf die Bank. Inzwischen war auch ihr Mann da, sie suchten ein neues Handy aus. Das ist eine komplizierte Angelegenheit, die Auswahl ist groß, die Unterschiede nicht auf einen Blick ersichtlich. Ich überlegte, in die Buchhandlung zu gehen, ich wollte in den Drogeriemarkt, dann doch nicht. Ich wartete. Ich muss dazu sagen, Warten ist nicht meine Stärke. Ich war unentschlossen, was nun? Nach Hause fahren? Doch noch in die Buchhandlung? Ach, sie wird wohl gleich fertig sein. Ich hätte ja da nicht warten müssen, sie würde mich schon anrufen, wenn ich nicht mehr zu sehen wäre…

Dennoch, diese Pause auf der Bank war heilsam.

Ich schreibe das auch meiner neuen Gewohnheit zu, täglich zu meditieren. Und meine Herzensübung zu machen. Was sollte ich in der Buchhandlung? Ja, ich liebe Buchläden – aber ich würde sicher wieder etwas Tolles finden und mindestens ein Buch kaufen, mir wie immer vornehmen, dieses Buch lese ich SOFORT und auch durch – aber ich habe ja noch soviel Lesestoff zuhause der wartet…und komme so wenig dazu. Oder immer ist etwas anderes wichtiger. An der Schokolade war ich jedenfalls auch schon mal VORBEIgegangen… YEAH! Trotz gutem Sonderangebot. Mit dem Gedanken, will ich das jetzt wirklich kaufen? Zuhause ärgere ich mich dann wieder. Und meine andere Freundin sagte gerade gestern, Alle tun so, als gäbe es morgen nichts mehr, könne man doch jederzeit fast alles bekommen, zur Not am Bahnhof oder an der Tankstelle. Also keine Schokolade. Nicht jetzt. (Ich möchte nicht unerwähnt lassen, dass ich später auf dem Nachhauseweg im Supermarkt noch eine Packung After Eight Marzipan, LIMITED EDITION, mitnahm…ich zögerte nur kurz…das bekommt man vielleicht morgen nicht mehr!! Da fällt mir wieder mein Thema Verzichten ein oder besser, nicht verzichten. Verzichten fällt mir schwer. Und: ich arbeite gerade daran.

Ich wurde etwas müde und dachte, was will ich eigentlich hier? Es ist Wochenende, ich könnte schön zu Hause chillen, LESEN, schlafen… mit Mann und Hund durch die Natur stiefeln. Aber nein, ich wollte ja etwas erleben. Shoppen. Und quatschen mit der Freundin. Wir arbeiten an einem gemeinsamen Projekt, dass gerade richtig Fahrt aufnimmt und wollen die Gunst der Stunde nutzen. Aber da war ja noch die Sache mit dem neuen Handy. Nach einem mir schier unendlich lang erscheinenden Zeitraum ging ich schliesslich in den laden und kündigte an, vorzugehen, in dem berühmt-berüchtigten Elektronikmarkt, dessen Kunden angeblich alle so schlau sind, und nach einem Headset gucken,… Sie sagte, sie sei jetzt sofort fertig, stellte aber im nächsten Moment eine Frage. Ich fürchtete das würde doch nicht sofort geklärt sein und dachte und sagte nee, jetzt geh ich mal vor – das tat ich dann auch. Die Telefone allein fand ich nur schwerlich – und Headsets für Festnetztelefon? Nee, die haben wir gar nicht mehr. Dafür jede Menge für Smartphones. Also Fehlanzeige. Na ja, immerhin, ein Versuch noch etwas Konkretes zu erledigen.

Immerhin, zwei der schönen Mappen hatte ich inzwischen, die hatte die Freundin mir gezeigt, sie lagen ganz woanders als alle anderen.

Wir gingen dann noch gemeinsam zu Dritt in ein Cafe im Center, fanden einen Tisch am Fenster. Das war dann sehr nett, ich wurde sogar eingeladen. Ich war wieder munter und wach. Ich glaube, ich war ja mal wieder wegen der Verbindung unterwegs, das Shoppen war nebensächlich.

Dann, im Parkhaus, suchte ich noch eine zeitlang nach meinem Auto, war erst im falschen Parkdeck, sowieso durchgeschwitzt und k.o. Ich war froh als ich meinen neuen roten Flitzer entdeckte und abfuhr. Meine Stimmung war gedämpft, bis ich mich entspannte und auch daran dachte, was in der vergangenen Woche alles so GUT gelaufen war. Was überhaupt zur alles Zeit Gutes passiert.

Was will der Dichter sagen ? Beziehungsweise, was lernen wir aus der Geschichte? Eine Sache zur Zeit, treffen und reden, austauschen ODER einkaufen, letzteres aber besser jede für sich, ist einfach effektiver. Keiner muss warten, höchstens auf eigene Entscheidungen. Hihi. Auch wenn mein Warten gewisse Erkenntnisse gebracht hat und der Kaufrausch sich in dadurch in Grenzen hielt. Durchaus doch auch eine der positiven Komponenten dieses Ausflugs.

 

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Lieblingsautoren

Paolo Coehlo  (Der Alchemist)

Nicolas Barrault  (Das Lächeln de Frauen)

Fabio Volo  (Noch ein Tag und eine NAcht)

Nina George  Das Lavendelzimmer

Elisabeth Tova Bailey  (Das Geräusch einer Schnecke beim Essen)

Christiane Dreher  (Zwischen Boule und Bettenmachen)

Bertina Henrichs Das Glück der blauen Stunde

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Heimatlos ??

Als ich wieder zuhause ankomme, ist es 21.30h. Seit 9h bin ich unterwegs. Der Tag lief anders als geplant, jedenfalls teilweise. Unterwegs höre ich Nummer 5 meiner Erfolgs CDs und wiederholt den Satz, der am Anfang etwas schräg rüberkommt.

Wenn Du möchtest, dass sich etwas in Deinem Leben ändert, musst Du etwas in Deinem Leben ändern.  (Jochen Weiss)

Eine Binsenweisheit? Irgendwie schon. Es geht dabei auch um ganz einfache Dinge. Putze die Zähne mal mit der anderen Hand. Nimm eine andere Route zum Ziel, nicht die vertraute, gewohnte.

Es gibt viele Möglichkeiten, neue Energie ins Leben zu bringen.

Ich überlege, auf dem Rückweg nicht Autobahn zu fahren, sondern Bundesstrasse. Ich liebe die Fahrten übers Land, heute wäre es dann sogar zeitweise am Deich. Von Büsum nach Pinneberg. Mal schauen. Dann könnte ich sogar einen kleinen Stopp in Borsfleth einlegen, eine Freundin und Geschäftspartnerin aus Hamburg ist hierher gezogen. Gestern telefonierten wir und sie sagte, komm doch mal wieder vorbei! Wie passend! Ich wollte mich aber jetzt auf der Hinfahrt nicht festlegen, erst einmal abwarten, wie der Tag in Büsum wird.

Aber eigentlich sollte diese Geschichte ja vom Ankommen handeln, vom Nachhause kommen, von „zuhause fühlen“.  Davon, das Glück in mir selbst zu finden.

Als ich zuhause ankomme, betrete ich das stille, halbdunkle Haus. Zunächst die Sachen aus dem Auto holen. Jule wandelt schnurstracks in die Küche und schlabbert ihr Wassernapf leer. Für sie war es auch ein sehr aufregender Tag, vielleicht noch mehr als für mich. Ich fülle es gleich nach. Dann alles auspacken und alles an seinen Platz bringen. Einkäufe in den Kühlschrank, den Spargel feucht einwickeln. Vorher das Licht einschalten. Und das Radio… es ist so still hier! Dann umziehen, die weisse Hose und das geringelte Sweat Shirt gegen den kuscheligen homedress tauschen. Feierabendgefühl! Auch am Samstag. Es wird schon gemütlicher. Jule bekommt noch eine Portion Hundewurst und verputzt sie im Handumdrehen. Dann zünde ich die Kerzen auf dem Couchtisch an. Das orange-bunte, rundliche Glas verströmt ein anheimelndes, warmes Licht. Ich betrachte meine Notizen. Meine Freundin in Büsum macht Reiki und ist und Heilerin. Sie hat mit dem Tensor gearbeitet und Dinge gerade gerückt. Aufgelöst, was nicht mehr gebraucht wird. Ich bin gespannt auf die Wirkung, auch wenn ich heute – das erste Mal in diesem Zusammenhang ?- dachte, es ist alles gut, ich brauche das gar nicht. Dennoch bin ich immer neugierig, was sie herausfindet. Und wie es wirkt.

Da geht es um heute meine Entscheidungsfähigkeit und auch um mein Verlassen sein, verlassen werden, stehen gelassen werden, hinausgeworfen.

So eine Situation hatte ich Anfang dieser Woche, die mehr anfangs sehr zu schaffen machte. Zwei dazu passende Situationen sind sofort präsent, eine aus der jüngeren und eine aus früher Vergangenheit. Im Moment, einen Tag später, fühlt sich alles gut an.

Dazu Thema Amrum…das Familienhaus. Ich berichte von den jüngsten Entwicklungen, sie meint, da ist noch was. Heimatlos, dieser Begriff fällt. Der ist hängengeblieben. Ich, heimatlos? Wie, warum, was? Erstmal sagt es NEIN in mir, dann lasse ich das Wort sacken. Jedes Wort bringt einen Gedankenprozeß in Gange. Deshalb ist wohl das Ankommen heute anders. Ich bin mehr bei mir. Aber heimatlos? Ich dachte immer, ich habe zwei Zuhause, einmal hier bei Hamburg und das andere auf Amrum, was mir seit jüngster Kindheit vertraut ist. Wie ein zweites Zuhause eben.

Und nun heute hier, allein. Mit Jule, unserem Hund zwar, schon. Wie schön, dass sie da ist! Aber mein Schatzi ist segeln. Und ich hab ihn eben kurz gesehen, im Kreise seiner Segelkumpane. Da war wirkliche Nähe nicht drin, und die hatte ich mir so vorgestellt. Trotzdem war ich ganz glücklich und aufgeregt wie beim ersten Date, als er heute nachmittag nochmal anrief, sagte, wir sind in Borsfleth. Ah, antwortete ich und wartete. (das ist neu!) Du kannst ja auf dem Rückweg vorbeikommen?! Klar, gern! Ich freute mich wie vor dem ersten Rendevouz… vielleicht wie vor dem denkwürdigen Tag 2011? Da sind Gefühle verknüpt, die jetzt aufkommen. Die schönen. Borsfleth… wollte ich da nicht sowieso auf dem Rückweg lang?

Wir gut, dass ich gestern freundlich ablehnte, als Anne fragte, ob ich abends in Büsum mit Doppelkopf spielen wolle. Ich hatte kein klares Ja – trotzdem brauchte ich einen Moment das auszusprechen und klar zu entscheiden.

Lange habe ich mir schon vorgenommen, nur JA zu einer Einladung zu sagen, welcher Art auch immer, kostenpflichtig oder kostenfrei;-), nur JA, wenn ich das JA ganz klar spüre. Jetzt bin ich froh. Hätte ich ja gesagt, könnte ich jetzt nicht die Männer besuchen…

Und nochmal zurück zum Ankommen. Das Wiedersehen hat mich aus meiner Woche allein sein herausgeholt, da war wieder ein Stück Alltag und auch Vertrautheit in diesen Tagen mit mir allein. Zweisamkeit. Da war ich wieder Partnerin und Ehefrau für zwei Stunden, Jule eher wieder sein Hund. Normale, gewohnte Veraltensweisen, die plötzlich anders auffallen. Ja, ich hab mich wahnsinnig gefreut auf einen langen Kuß (der dann etwas kurz ausfiel für meine Geschmack), auf eine Umarmung. Und doch schätze ich diese Tage, wo ich mehr zu mir komme, lerne das zu geniessen, auch wenn ich viel unterwegs bin. Eine ganz liebe Freundin habe ich am Himmelfahrtstag besucht. Ja, in den Gesprächen mit Freundinnen komme ich ja auch zu mir, finde mich, komme mir näher. In Gesprächen mit ihm bin ich oft in einer Verteidigungshaltung, in einer Diskussion. Da bin ich eher bei mir im gemeinsamen Schweigen und zusammensein auf anderen Ebenen… So hat ja alles seine Berechtigung und schöne Aspekte.

Ja, ich schätze jetzt diese Tage für mich und hoffe, beim nächsten Mal kann ich einfach aus vollstem Herzen sofort ja sagen, wenn er zum Segeln eingeladen wird. Und nichts neiden. Meinem Ego Einhalt gebieten, wenn es sich bemerkbar macht mit „ich will auch etwas tolles erleben“, ich will auch verreisen. Reisen, ob kurz oder lang, sind für mich das Größte. Und doch, diese Tage zeigen mir neu etwas Anderes, auch Wichtiges. Ich bin dankbar für die Erfahrung dieser paar Tage und nehme etwas mit davon in meinen Alltag, wenn wieder Zweisamkeit angesagt ist. Beides im Einklang. Eigenes und Gemeinsames. Es ist möglich, so dass beide glücklich und zufrieden sind.

Übrigens, heute morgen rief er an, sie kommen bereits heute zurück…

 

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Ein besonderer Sonntagmorgen… Kaffee, Inspiration, Marathon und große Umwege

Freitag Abend gegen 21h fiel es mir plötzlich siedendheiss ein: Sabine müsste an diesem Wochenende in Hamburg sein! Schnell schrieb ich ihr bei whats app. „Bist Du in Hamburg?“ „Ja, bin ich, noch bis morgen mittag“ „Und morgen früh wieder beim Bäcker am Mühlenkamp, vom Schreiben?““ Ja. Um halb acht.“ „Soll ich hinkommen?“ „Gern, wenn Du magst!“ Natürlich mag ich. Ich liebe diese Treffen mit meinem Vorbild fürs Schreiben, meiner Schreib-Inspiration, Coaching Kollegin und last not least Freundin. Wir sehen uns ja nur allzu selten, aber dafür intensiv. Ich freue mich sehr auf die erneute Begegnung. Meist bringen mich diese Treffen zum Schreiben. Das bewegt allein schon ihre Anwesenheit.

Sonntag morgen halte ich erschrocken inne, in Hamburg ist ja Marathon! Oh Schreck. Komme ich überhaupt zum Mühlenkamp? Schnell ein Blick ins Internet auf die Laufstrecke. Interaktiv wird sie dargestellt. Tolle Technik! Links stehen die Uhrzeiten, im Stundentakt – wenn man darauf klickt, sieht man, wo die Strassen um die gewählte Zeit gesperrt sind. Wenn man der Reihe nach geht – und das beginnt schon 3 Tage vor dem großen Laufereignis – ist es zunächst nur ein kleiner Bereich in der Innenstadt, ein paar rote Linien Nähe der Alster. Geht man weiter, vor allem schliesslich ab dem frühen Sonntagmorgen, verlängern sich die roten Streifen schlagartig – und zack – um 8:45 ist mir schon der Rückweg abgeschnitten. Egal, ich werde da schon irgendwie wieder wegkommen. Und überhaupt, mein Sohn läuft mit! Vielleicht begebe ich mich an die Laufstrecke. Wenn ich Glück habe, sehe ich ihn in der Menge der über 20.000 enthusiastischen Läufer. Wenn er durchhält. Er war nicht sicher, denn er sagte, er habe nicht gut genug trainiert. Ach, ich drücke ihm die Daumen, er wird es schon schaffen. Warum er läuft, fragte ich ihn 10 Tage vor dem großen Ereignis. Es gibt einen unglaublichen Kick, sagt er, so ab 30 Kilometer (glaube ich). Ein großes Glücksgefühl. Ok, das verstehe ich. Wer sehnt sich nicht nach solchem Highlight… Ich gönne es ihm. Es ist wohl so als würden Geburtstag, Ostern, Weihnachten und Neujahr zusammen auf einen Tag fallen. Kann man den Kick vielleicht auch anders erreichen? 😉

Aber zunächst fahre ich zu dem nunmehr schon vertrauten Cafe, das zu einer Bäckereikette gehört. Heute ist es schwer, einen Parkplatz zu finden, ich umrunde erst ein paar Blocks. Schliesslich habe ich Glück. Nun noch ein Stück laufen, dann bin ich da. Noch schnell den Latte Macchiato holen, ein Brötchen, dann endlich das Gespräch beginnen. Die Inhalte meiner Freundin lasse ich hier weg, es geht um persönliches, spannende Neuigkeiten, die ich erfahren darf. Und sie erzählt wie immer auch, was sie im Schreibkurs an diesem Wochenende machen. Ich berichte von einem meiner aktuellen Erfolgserlebnisse… dass mein Schatz mit seinem Freund segeln fährt. Und wie ich damit umgegangen bin. Und was am Ende dabei herauskam! Mir fällt es immer noch, immer wieder schwer, ihn loszulassen, zumal aufs Wasser, was ich selbst so liebe. Andererseits weiss ich, es tut ihm gut, er kommt glücklich und zufrieden wieder und freut sich auf mich. Und ich habe dann ja auch Freiraum, Dinge zu tun, die ich sonst nicht mache. Dennoch, ich jaule zunächst herum, so dass er gleich alles absagen will. Ich sage, warte doch, laß mir Zeit, mich an den Gedanken zu gewöhnen, dass Du gerade an dem schönen langen Himmelfahrtswochenende, wegfährst…und sage ihm schliesslich, er solle es doch gern machen. Er sagt, er würde seinen Freund fragen, ob wir gemeinsam zu Viert, zwei Paare, ein Wochenende segeln könnten, zu Viert. Da gibts immer noch leise Erinnerungen an ein Wochenende auf dem Boot 2011, die anklopfen und mir die Segelfreude bremsen. Ich erwidere, ich möchte wieder mal Motorboot fahren, mit Dir, allein. Was sage ich, schon abends forscht er im Interne nach einem passenden Schiff für uns – und ein paar Tage später ist es gebucht. Welch ein Geschenk! Was lernen wir daraus? Wenn Frau sagt, was sie sich wünscht, bekommt sie es – jedenfalls ist die Chance erheblich größer, als wenn ich damit rechne, dass er meine Wünsche ahnt.,

Zurück ins Cafe… wir reden, lachen, schweigen (kurz) –  und da wir uns auf die ca. anderthalb Stunden eingestellt haben, ist die Zeit ausreichend und sogar lang, so dass wir uns in Ruhe austauschen können. Schließlich Abschied, sie muss los, der Schreibkurs beginnt. Ich bleibe noch eine kurze Weile, gehe dann zum Auto und fahre los. Mal sehen, wie weit ich komme.

Wie es der Zufall so will, gelange ich an der Fuhlsbütteler Strasse an die Laufstrecke. Hier waren wir gerade kürzlich, hier hat mein Schatz vor langen Jahren mal mit seinen Eltern gewohnt. Hier ist eine Brücke, ein günstiger Standort, da es leicht nieselt. Vorn wird es bereits lauter, die ersten Läufer kommen. Ok, das sind nur die ganz Schnellen… Ich suche eine Parkplatz, was sich als langwierig erweist, doch schliesslich finde ich einen, um drei Ecken herum, eine lange Straße entlang. Die neue Kamera geschnappt, mache ich mich auf den Weg. Ich finde einen Platz, an dem ich gut sehen kann. Unter der besagten Brücke. Komme kurz mit meinen Nachbarn ins Gespräch. Sie stehen immer hier. Nen, sie kennen keinen der Läufer. Der Mann trägt ein St. Pauli Shirt, ist mir gleich sympathisch. Ich gucke mir im Laufe der Zeit fast die Augen aus dem Kopf, angestrengt, dass ich Olli ja nicht verpasse. Nummer 10.799! Zwischendurch per whats app Kontakt mit seiner Freundin, quasi meiner Schwiegertochter. Sie meint, er müsse gegen 11 hier vorbeikommen. Ok, dass ist bald. Die Aufregung steigt. Ich fotografiere, strenge meine Augen noch mehr an, als könne ich ihn herbeischauen, ich stiere in die herannahenden Läufer und banne viele aufs digitale Bild. Olli ist nicht dabei. Oder habe ich ihn schon verpasst? Ich gucke, starre, mache Fotos, zwischendurch setze ich die Kamera ab. Als ich schon denke, ich hätte ihn verpasst und fast los gehen will, wird die Menge der Läufer dichter und da, da – plötzlich sehe ich ihn, rufe seinen Namen. Er guckt suchend, sieht mich, lacht. Scheint kurz zu überlegen, ob er zu mir laufen soll, läuft dann weiter.  Ich glaube, er hat sich echt gefreut, dass ich da bin. Ein bewegender Moment! Gänsehaut feeling. (an dieser Stelle kommen mir heute noch die Tränen…) Das Foto – nur von hinten. Egal, ich habe ihn gesehen. Bin ich stolz. Toll, dass er da mitmacht!

Ich lasse den Moment ausklingen und mache mich auf den Rückweg zum Auto.

Fotografiere auf dem Weg noch ein paar Blüten, fahre dann Richtung Zuhause. Einen Riesenumweg muss ich machen, oben herum um ganz Ohlsdorf. Hier kenne ich mich überhaupt nicht aus. Gut, dass ich mein Navi habe. Glücklich und etwas müde, vom frühen Aufstehen und dem anstrengenden Suchen in der Läuferschar komme ich endlich zuhause an.

Was für besondere Sonntagmorgen!

 

 

 

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Sonntags in der Kirche

Eigentlich würde ich mit der Kantorei singen. Aber der Husten hindert mich. Eigentlich war mir viel mehr nach Sofa mit Decke, den ganzen Sonntag am liebsten nicht rausgehen bei dem feuchten, wenig nach draußen lockenden Wetter. Aber: „wir“ singen ja diese beiden wunderschönen Stücke heute, „Alta Trinita Beata“ und das „Ave verum corpus.“, ein Stück, dass ich schon lange liebe. So schade, dass ich nicht mitsingen kann. Aber mein Schatz singt mit. Und dann ist da noch diese neue Verbindung zu unserer Chorleiterin, die mich erstaunt und freut zugleich.  Jede gute Verbindung ist Lebenselixier. Jede Störung kann ich schwer ertragen. Umso mehr eine Freude.

Schon beim ersten Gemeindelied wird mir klar, eine  gute Entscheidung, sich heute in die Gemeinde einzuordnen. Ich singe mal in normaler Notenhöhe, wenn es jedoch höher geht, wechsle ich in den Baß Modus – und bei beidem fühle ich mich nicht wirklich wohl. Zu hoch, zu tief… Es gibt nur eine Range von 3-4 Tönen um E und F herum, die ich ohne Anstrengung erreiche. Also schaue ich mir die Kantorei mal aus einiger Entfernung an und höre, was ich sonst nicht höre, weil ich ja sonst mittendrin bin. Eine neue Erfahrung!

Und es ist eine besondere Stunde. Alles ist irgendwie verdichtet.

Ich bin ganz nah bei mir, so fühlt es sich an. Die vergangene Geschichte, die mich sehr berührte, kommt hoch. Beim Psalm gehts ums vergeben, wie passend. Ich wollte doch vergessen…

Sogar unser Pastor zeigt heute eine andere Seite, da kommt ein Strahlen von innen. Seine Begeisterung über das, was die Bibel uns zu sagen hat, was Gott und Jesus und zu bieten haben, wenn ich es so ausdrücken darf, kommt anders rüber. Seine Augen leuchten. Das Trockene ist weg, heute. Seine angeblich vorsichtige, dreimal wiederholte Werbeeinlage für die kommenden Passionsandachten- sagte ich es schon? nehmen wir schmunzelnd zur Kenntnis.

Zwischendurch frage ich mich ob und wann wohl unser teils querulanter Baß wieder erscheint. Was da bloß los ist…

Am Ende dann „Großer Gott, wir loben Dich“ – zwar nicht diese Strophe sondern „weiter hinten“ – aber dennoch, die Melodie. Ich denke an den Vormittag im Urlaub auf Amrum, beim Frühstück auf der Terrasse. Die Welt noch in Ordnung, denke ich manchmal. Und heute? Die Brüche sind fast verheilt…fast. Das Radio. Der Gottesdienst von der Nachbarinsel Föhr – und dann dieses Lied, Gewaltig. Geschmettert von einer kräftigen Landgemeine, einer Kirche mit voller Akustik. Nieblum? War wohl so. Und wir, den Kopf in die Sonne haltend, den blauen Himmel geniessend. Ich werde es nie vergessen.

Hier, zuhause, in unserer Kirche, ein Stück Sonne und blauer Himmel. Heute morgen. Nah bei mir. Irgendwie in Stück Amrum. Ein Stück Heimat. Zuhause. Heute ganz besonders. Wir gut, hier sein zu dürfen.

 

 

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