Sonntags in der Kirche

Eigentlich würde ich mit der Kantorei singen. Aber der Husten hindert mich. Eigentlich war mir viel mehr nach Sofa mit Decke, den ganzen Sonntag am liebsten nicht rausgehen bei dem feuchten, wenig nach draußen lockenden Wetter. Aber: „wir“ singen ja diese beiden wunderschönen Stücke heute, „Alta Trinita Beata“ und das „Ave verum corpus.“, ein Stück, dass ich schon lange liebe. So schade, dass ich nicht mitsingen kann. Aber mein Schatz singt mit. Und dann ist da noch diese neue Verbindung zu unserer Chorleiterin, die mich erstaunt und freut zugleich.  Jede gute Verbindung ist Lebenselixier. Jede Störung kann ich schwer ertragen. Umso mehr eine Freude.

Schon beim ersten Gemeindelied wird mir klar, eine  gute Entscheidung, sich heute in die Gemeinde einzuordnen. Ich singe mal in normaler Notenhöhe, wenn es jedoch höher geht, wechsle ich in den Baß Modus – und bei beidem fühle ich mich nicht wirklich wohl. Zu hoch, zu tief… Es gibt nur eine Range von 3-4 Tönen um E und F herum, die ich ohne Anstrengung erreiche. Also schaue ich mir die Kantorei mal aus einiger Entfernung an und höre, was ich sonst nicht höre, weil ich ja sonst mittendrin bin. Eine neue Erfahrung!

Und es ist eine besondere Stunde. Alles ist irgendwie verdichtet.

Ich bin ganz nah bei mir, so fühlt es sich an. Die vergangene Geschichte, die mich sehr berührte, kommt hoch. Beim Psalm gehts ums vergeben, wie passend. Ich wollte doch vergessen…

Sogar unser Pastor zeigt heute eine andere Seite, da kommt ein Strahlen von innen. Seine Begeisterung über das, was die Bibel uns zu sagen hat, was Gott und Jesus und zu bieten haben, wenn ich es so ausdrücken darf, kommt anders rüber. Seine Augen leuchten. Das Trockene ist weg, heute. Seine angeblich vorsichtige, dreimal wiederholte Werbeeinlage für die kommenden Passionsandachten- sagte ich es schon? nehmen wir schmunzelnd zur Kenntnis.

Zwischendurch frage ich mich ob und wann wohl unser teils querulanter Baß wieder erscheint. Was da bloß los ist…

Am Ende dann „Großer Gott, wir loben Dich“ – zwar nicht diese Strophe sondern „weiter hinten“ – aber dennoch, die Melodie. Ich denke an den Vormittag im Urlaub auf Amrum, beim Frühstück auf der Terrasse. Die Welt noch in Ordnung, denke ich manchmal. Und heute? Die Brüche sind fast verheilt…fast. Das Radio. Der Gottesdienst von der Nachbarinsel Föhr – und dann dieses Lied, Gewaltig. Geschmettert von einer kräftigen Landgemeine, einer Kirche mit voller Akustik. Nieblum? War wohl so. Und wir, den Kopf in die Sonne haltend, den blauen Himmel geniessend. Ich werde es nie vergessen.

Hier, zuhause, in unserer Kirche, ein Stück Sonne und blauer Himmel. Heute morgen. Nah bei mir. Irgendwie in Stück Amrum. Ein Stück Heimat. Zuhause. Heute ganz besonders. Wir gut, hier sein zu dürfen.

 

 

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