Ein fast meditativer Morgenspaziegang

Als ich die kleine unabdingsbare Morgenrunde mit Hund mache schnuppere auch ich die klare Morgenluft. Kaum ein Mensch ist um diese Zeit unterwegs. Ich beschliesse, eine große Runde zu machen und auf dem Rückweg die Brötchen fürs Frühstück zu holen. Oder mit dem Fahrrad, ohne Hund? Nein, erstens wird Jule sich freuen, am Strand zu toben und zweitens wünsche ich mir einen meditativen Spaziergang, keine schnelle Fahrradrunde. Also schnell den Ball geholt, ein paar Euros eingesteckt und los gehts. Leider ist Jule nicht so meditativ eingestellt, sondern sie zieht an der Leine und gibt Geräusche von sich, die an Luftröhrenkatarrh erinnerten.. Sie riecht wohl den Strand und die See und weiss, dort darf sie laufen, endlich ihrem unstillbaren Bewegungsdrang folgen. Unterwegs treffen wir zwei Jogger. Ansonsten Ruhe. Luft. Sonne. Herrlich!
Endlich sind wir angekommen. Unser Strandkorbvermieter sitzt am gewohnten Platz und es gibt erstmal einen Plausch zum Saisonbeginn über das wichtigste Thema – natürlich das Wetter. Der wärmste April seit messbeginn? Hier wirklich ungewöhnlich. im Süden ist schlechtes Wetter, sagt er. Gut, dass wir hier sind! Immerhin gibts seit gestern abend den gwohnten Wind, er war seit Dienstag komplett eingeschlafen, wir sassen bis nach 21h draussen!
Nach dem Wetter-Gespräch gehts u.a. noch um die Strandkörbe, die schon vorn am Wassersaum stehen- und ums baden – das kann man schon, meint er! Na, das kann ich mir noch nicht so gut vorstellen bei 14 Grad Wassertemperatur. Während wir plauschen, buddelt Jule ein paar Schritte weiter wild im Sand. Dann gehe ich weiter und werfe ihr endlich den Ball. Sie rennt und holt ihn. Allerdings scheint dieses Spiel heute nicht so interessant. Sie entdeckt nämlich die Möwen am Priel in der Ferne und zack, sprintet sie in gewohntem Affenzahn hin. Und hinterher. Aussichtlos, den Vögeln wirklich nahe zu kommen.. sie heben einfach ab und Jule schaut hinterher. Trotzdem, sie hat einen Heidenspass und rennt nun auch noch in die Dünen. Ich halte die Luft an, denn ich möchte keinen Ärger mit Tierschützern bekommen! Aber da ist sie schon wieder und kommt nach einigen eleganten Runden über den Strand zu mir zurück. Noch eine Runde durch den Priel, dann nehme ich sie an die Leine und wir treten den -meditativn??- Rückweg an.
Es ist bald neun. Auf der Strandstrasse ins Dorf begegnen mir die ersten Mütter, mit und ohne Kinder oder telefonierend. Sie sind zur Erholung im Kurheim. Gesprächsfetzen dringen in mein Ohr von der Telefonierenden, die einige Schritte nach links ausweicht, als sie Jule sieht. Dann ein Mädchen, das nach seiner Jacke quengelt, es ist ihr zu kalt. Der nächste Abschnitt ist wieder ruhiger. Nur noch ein rauchende Vater mit Tochter auf einer Bank.
Beim Bäcker ist es voll, fasteine sommermässige Schlange. Ich handle mir Ärger ein, da Jule vor der Tür bellt, während ich in der Schlange stehe. Dieser Urlauber ist wohl noch nicht gut erholt. Meine schlagfertigen Antworten fallen mir leider zu spät ein und ich spüre meine verletzliche Seite.
Mir den Brötchen und mit leicht gesenktem Kopf mache ich mich auf den Heimweg. Für einen echten Meditationsspaziergang muss ich wohl (noch) früher aufstehen. Und den Hund mal zuhause lassen. Morgen? Es war doch schön heute, auf seine Art. Alles hat seine Zeit.

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