Es klingt inzwischen so vertraut. Jeder Ton ist bekannt. Heute habe ich mein Autoradio ganz leise gestellt, die Musik begleitet mich, wie so oft bei meiner Fahrt durch unsere Stadt. Manchmal wird sie übertönt vom Lärm draussen. Doch da, plötzlich, sind die Töne wieder sanft und innig hörbar. Ich spitze meine Ohren und lausche. Heute sind die leisen Töne genau richtig. Machmal drehe ich auch voll auf, und wenn ich dann in unsere Straße einbiege, hören es alle Nachbarn. Oft höre ich so meinen Mann schon, wenn er noch zwei Kurven entfernt ist. Von ihm habe ich es abgeguckt 😉 Ich identifiziere das Stück und stimme aucj mit ein.
Ja, der Messias, genau genommen, englisch, MESSIAH, ist ganz besonders in diesem Jahr präsent. Unser Stück. Mit dem es auch anfing, damals, im Dezember, in Berlin. Ich erinnere mich noch genau an den Dirigenten, er war groß und stark und trug ein schwarzes Hemd, das über der Hose hing. Wir saßen oben auf der Seitenempore und konnten Chor und Orchester gut überblicken. Was für ein glücklicher Zu-Fall, dass wir gerade im Messias landeten.
Schon damals hat uns das Stück berührt und begleitet uns seitdem durch unser gemeinsames Leben. Die Töne und Melodien haben ein neues Gesicht bekommen. Das Stück verändert sich mit jedem Singen, kommt uns ganz nahe, näher, näher, die Töne dringen ein nicht nur ins Ohr, nein, sie berühren die Seele und das Herz, immer wieder, immer mehr, das Herz geht auf und nichts bleibt draußen. Eins mit dieser wunderbaren Musik! Was hat sich Händel dabei gedacht? Und so schnell hat er diese Musik auf die Beine gestellt. Unglaublich, was er da geschaffen hat. „Musik für die Ewigkeit“ nannte es der NDR einmal. Einige Passagen sind noch nicht perfekt, aber im Großen und Ganzen klingt es schon gut. Wären da nicht immer mal wieder diese unsäglichen Schnaufer, die zu frühen Einsätze, ein „S“ das hineinzischt oder eine Stimme beginnt, wegzulaufen und die Anderen kommen nicht hinterher. Nur die Geiger dürfen schnaufen, die können nicht anders 😉 Einige sind schon von einer gewissen „Konzerterregung“ ergriffen, dabei besteht doch kein Grund zur Panik! Dann kommt es vor, dass wir nach einer Probe erstmal die Nase, besser: die Ohren voll haben und nichts mehr davon hören wollen. Aber nicht lange. Spätestens am nächsten Morgen haben wir Entzugserscheinungen, wenn der Tag nicht mit einem „Hallelujah“ oder „We all, like Sheep“, beginnt.
Oder mit meinem ganz persönlichen Lieblingsstück, „Er weidet seine Schafe…“ Dann fließen auch schon mal Tränen. Danke, dass wir dabei sein dürfen.
Übrigens, unsere Aufführung ist am 21. Dezemberg um 17h in der Heilig-Geist-Kirche in der Ulmenallee in Pinneberg. (Unsere Osterkirche in Kummerfeld ist leider zu klein). Falls sich jemand zu-fällig in diese Geschichte verirrt. Wer weiß, vielleicht kommst Du zum zuhören – und vielleicht wird dieses großartige Oratorium auch für Dich wegweisend.
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