Die Story am Sonnabend (1) : Shopping mit Hindernissen

Eigentlich hatte ich mich auf das shoppen gefreut. Ich war geradezu wild darauf. Und auf die Begegnung mit einer Freundin und Geschäftspartnerin. Auf den lebendigen Austausch, face to face (sonst telefonieren wir viel), auf Energie und sprühendes Leben. Doch es begann schon vorher holprig. Mit der Entscheidung, überhaupt etwas allein zu unternehmen. Immmer wieder meine Herausforderung. Will ich das? „Darf“ ich das? (Blöde Frage!) Mein Mann zuckte schon bei dem Wort Einkaufszentrum zusammen und es war deutlich, dass er dazu nun gar keine Meinung hatte. Ich aber durchaus. Weil die Freundin, als wir um 11 Uhr telefonierten, auch noch nicht bereit fürs Losfahren war, überlegte ich, vorher nur noch kurz die Überweisungen zu machen und die Telefonrechnungen auszudrucken, das stand schon lange auf dem Plan. Wollen wir uns ungefähr um 13h treffen? Ja.

Nun sollte man nicht denken, dass das mal eben so vonstatten geht. Ich dachte, erstmal die Telefonrechnungen, das geht flott. Aber falsch gedacht. Die Telekom hat da so ihre kleinen und größeren Hürden eingebaut. Ich gelangte keinefalls schnell dorthin, wo ich hinwollte. Mit dem Festnetz klappte es noch so la la, ich loggte mich mit den T-Online Zugangsdaten ein, lud die Rechnungen herunter und druckte die zwei neuesten aus. Doch dann begann eine Odysee durch die Webseite von T-Online. Egal wie oft ich mein Passwort eingab und dann noch per SMS Code das Ganze freischaltete, vermeintlich freischaltete, strikt kam immer wieder die Meldung, dass ich keine Berechtigung hätte, meine Rechnungen einzusehen. Aber bezahlen darf ich sie, da sagt keiner, ich brauche eine Berechtigung…, da sieht die Telekom kein Problem. Zwei Anrufe bei der Hotline halfen nicht weiter, wobei die Dame am Telefon recht kurz und knapp war, für mich die mit Leidenschaft kundenorientiert telefoniert, ein Graus! Nachdem sie mich am Anfang, ich meine, ohne Willkommensgruß, in einem Affenzahn aufforderte, ihr meine Kundennummer und mein Kennwort zu nennen – sonst könne sie nichts für mich tun, ging es ähnlich weiter. Während wir gemeinsam versuchten, an die Stelle zu gelangen, wo ich meine Rechnungen hätte sehen können, war sie sehr sterng mit mir und forderte mich auf, jetzt das zu tun, was SIE sagt. Ok, ich fügte mich. Leider erfolglos. Schliesslich gab ich auf.

Nun noch die Überweisungen. Drei normale Vorgänge gingen flott voran, wobei ich diese ellenlangen DE-Nummern hasse. Sie sind oft so klein gedruckt und in einem fort, ohne Abstand, so dass man mühsam die Nullen zählen muss, die den Platz zwischen Kontonummer und Bankleitzahl füllen… immerhin, manche „Lieferanten“ sind so schlau, diese Nummer in 2er und 3er Blöcke aufzuteilen, was das Lesen enorm erleichtert! (ich muss direkt mein eigenes Rechnungsformular daraufhin prüfen.)

Gut, nun noch die lange vor mir her geschobene größere Überweisung auf das Konto einer Direktbank. Beim ersten Versuch vor 4 Wochen hatte ich die PIN Nummern nicht lesen können. Erst als ich die Hotline angerufen hatte und der Mensch am anderen Ende mir neue PIN Nummern per Post zusicherte, legte ich den Brief zufällig auf einen weissen Untergrund und – siehe da – ganz schwach und fein, aber plötzlich waren die Zahlen-Buchstaben-Kombination ganz gut zu erkennen. Leider war ws zu spät, die Nummern schon gesperrt. Also auf ein Neues, heute, endlich. Nun sind da aber alle möglichen Sicherheitsmaßnahmen zu treffen… die vorgegebenen Nummern ändern, von dem Key 2 Stellen eingeben, jedes Mal andere, das Ganze über ein Zahlenauswahlfeld, nicht einfach eintippen! Na ja, alles zu meiner Sicherheit. Aber schon recht umständlich. Mindestens eine Dreiviertelstunde hat mich das gekostet. Dazu dann das Banklimit bei der Giro Bank erhöhen, auch da wieder viele Ziffern und Daten eingeben. Ein Fehler bei der Eingabe der Gültigkeit meiner Girocard, und nochmal das Ganze bitte. Immerhin, am Ende wars geschafft. Ich weiss nun auch, wenn ich ehrlich bin, was mich so lange zögern ließ. Nicht nur der komplizeirte Vorgang, von dem man nie weiss, ob alles glatt geht, sondern auch, weil es so nett war, das Geld auf dem Girokonto zu haben. Keine Angst mehr vorm Minus, allerdings auch eine Tendenz zu einer gewissen Verschwendung.

Inzwischen war es 12:45h.

Ich hatte mindestens eine halbe Stunde Fahrt zum Treffpunkt. Also schnell alles bereit Gelegte einpacken und los. Von unterwegs rief ich sie an, erreichte den Anrufbeantworter. Ich telefoniert anderweitig weiter und kam flott durch den Elbtunnel, ein Glück. Vor Ort dann ins Parkhaus, kurz vor halb zwei dann glücklich im Einkaufszentrum angekommen. Sie schrieb, sie sei noch mit ihrem Mann in einem Laden. Jedesmal, wenn eine von uns anrief, hörte die andere es nicht. Später behielt ich mein Handy in der Hand, um die Anrufe nicht zu verpassen. Nun, ich schaute mich um und bekam kurz darauf Hunger. Ich versorgte mich mit Falaffel und Salat, eine ganz nette Bedienung servierte mir das. Dann kam meine Freundin dazu. Wir redeten eine Weile, ich zeigte ihr Bücher und CDs die ich zT für sie (z.T. wieder) mitgebracht hatte. Sie müsse noch kurz zu Vodafone, sagte sie, etwas wegen der Rechnung klären. Super, nebenan war gleich der Papierladen, wo es die schönen Notizmappen gab, ein Grund, warum ich heute hier war. Sie also zu Vodafone ich in den Papierladen. Ich suchte herum, fand alle möglichen Mappen, nur nicht die, die ich suchte… ich guckte, was sie machte, war noch beschäftigt. Ich suchte nochmal, vergeblich. Ich setzte mich draussen im Gang auf die Bank. Inzwischen war auch ihr Mann da, sie suchten ein neues Handy aus. Das ist eine komplizierte Angelegenheit, die Auswahl ist groß, die Unterschiede nicht auf einen Blick ersichtlich. Ich überlegte, in die Buchhandlung zu gehen, ich wollte in den Drogeriemarkt, dann doch nicht. Ich wartete. Ich muss dazu sagen, Warten ist nicht meine Stärke. Ich war unentschlossen, was nun? Nach Hause fahren? Doch noch in die Buchhandlung? Ach, sie wird wohl gleich fertig sein. Ich hätte ja da nicht warten müssen, sie würde mich schon anrufen, wenn ich nicht mehr zu sehen wäre…

Dennoch, diese Pause auf der Bank war heilsam.

Ich schreibe das auch meiner neuen Gewohnheit zu, täglich zu meditieren. Und meine Herzensübung zu machen. Was sollte ich in der Buchhandlung? Ja, ich liebe Buchläden – aber ich würde sicher wieder etwas Tolles finden und mindestens ein Buch kaufen, mir wie immer vornehmen, dieses Buch lese ich SOFORT und auch durch – aber ich habe ja noch soviel Lesestoff zuhause der wartet…und komme so wenig dazu. Oder immer ist etwas anderes wichtiger. An der Schokolade war ich jedenfalls auch schon mal VORBEIgegangen… YEAH! Trotz gutem Sonderangebot. Mit dem Gedanken, will ich das jetzt wirklich kaufen? Zuhause ärgere ich mich dann wieder. Und meine andere Freundin sagte gerade gestern, Alle tun so, als gäbe es morgen nichts mehr, könne man doch jederzeit fast alles bekommen, zur Not am Bahnhof oder an der Tankstelle. Also keine Schokolade. Nicht jetzt. (Ich möchte nicht unerwähnt lassen, dass ich später auf dem Nachhauseweg im Supermarkt noch eine Packung After Eight Marzipan, LIMITED EDITION, mitnahm…ich zögerte nur kurz…das bekommt man vielleicht morgen nicht mehr!! Da fällt mir wieder mein Thema Verzichten ein oder besser, nicht verzichten. Verzichten fällt mir schwer. Und: ich arbeite gerade daran.

Ich wurde etwas müde und dachte, was will ich eigentlich hier? Es ist Wochenende, ich könnte schön zu Hause chillen, LESEN, schlafen… mit Mann und Hund durch die Natur stiefeln. Aber nein, ich wollte ja etwas erleben. Shoppen. Und quatschen mit der Freundin. Wir arbeiten an einem gemeinsamen Projekt, dass gerade richtig Fahrt aufnimmt und wollen die Gunst der Stunde nutzen. Aber da war ja noch die Sache mit dem neuen Handy. Nach einem mir schier unendlich lang erscheinenden Zeitraum ging ich schliesslich in den laden und kündigte an, vorzugehen, in dem berühmt-berüchtigten Elektronikmarkt, dessen Kunden angeblich alle so schlau sind, und nach einem Headset gucken,… Sie sagte, sie sei jetzt sofort fertig, stellte aber im nächsten Moment eine Frage. Ich fürchtete das würde doch nicht sofort geklärt sein und dachte und sagte nee, jetzt geh ich mal vor – das tat ich dann auch. Die Telefone allein fand ich nur schwerlich – und Headsets für Festnetztelefon? Nee, die haben wir gar nicht mehr. Dafür jede Menge für Smartphones. Also Fehlanzeige. Na ja, immerhin, ein Versuch noch etwas Konkretes zu erledigen.

Immerhin, zwei der schönen Mappen hatte ich inzwischen, die hatte die Freundin mir gezeigt, sie lagen ganz woanders als alle anderen.

Wir gingen dann noch gemeinsam zu Dritt in ein Cafe im Center, fanden einen Tisch am Fenster. Das war dann sehr nett, ich wurde sogar eingeladen. Ich war wieder munter und wach. Ich glaube, ich war ja mal wieder wegen der Verbindung unterwegs, das Shoppen war nebensächlich.

Dann, im Parkhaus, suchte ich noch eine zeitlang nach meinem Auto, war erst im falschen Parkdeck, sowieso durchgeschwitzt und k.o. Ich war froh als ich meinen neuen roten Flitzer entdeckte und abfuhr. Meine Stimmung war gedämpft, bis ich mich entspannte und auch daran dachte, was in der vergangenen Woche alles so GUT gelaufen war. Was überhaupt zur alles Zeit Gutes passiert.

Was will der Dichter sagen ? Beziehungsweise, was lernen wir aus der Geschichte? Eine Sache zur Zeit, treffen und reden, austauschen ODER einkaufen, letzteres aber besser jede für sich, ist einfach effektiver. Keiner muss warten, höchstens auf eigene Entscheidungen. Hihi. Auch wenn mein Warten gewisse Erkenntnisse gebracht hat und der Kaufrausch sich in dadurch in Grenzen hielt. Durchaus doch auch eine der positiven Komponenten dieses Ausflugs.

 

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