Mit wenig Schwung, ernsthaft versonnen *

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„Im Dezember einfach mal irgendwo nicht mitmachen und zur Ruhe kommen. Mit wenig Schwung, ernsthaft versonnen. Ich glaube, das passt so.“

Der andere Advent, Kalender aus dem Verlag Andere zeiten

So schreibt Maximilian Buddenbohm die letzen Sätze seiner berührenden Geschichte am 2. Dezember 2021. Zuerst klingt alles ganz bodenständig. Er beschreibt einen Mann, der wohl im November auf einem Spielplatz Reinigungsarbeiten ausführen soll. Das tut er allerdings nicht. Stattdessen schaut er sich um und setzt sich auf eine der Schaukeln und schaukelt gemächlich. Eine Stunde lang. Dann ist es dunkel und unser Beobachter kann ihn nicht mehr sehen. Ob er noch weiter schaukelt? Was er wohl denkt? Dann plötzlich ganz neue Töne… der Satz, oben zitiert…ich denke, den hat er doch genau für mich geschrieben!

„Im Dezember einfach mal irgendwo nicht mitmachen und zur Ruhe kommen. Mit wenig Schwung, ernsthaft versonnen. Ich glaube, das passt so.“

Den besonderen Adventskalender haben wir zum wiederholten Mal, er lädt ein zum Schmunzeln, zum Nachdenken, zum Fragen stellen. Die Geschichten und Gedichte überraschen, fordern zur Besinnung auf, zum Austausch.

Ich fühle mich aufgefordert, mich dem Thema lassen, loslassen, weglassen zu widmen. Immer wieder wird mir von Aussen, von mehr und auch weniger Nahestehenden gesagt, ich solle mal zur Ruhe kommen. Oder sie fragen, wann ich dies tue. Zuerst regt sich da gleich mein Widerstand und will eine Trotzreaktion hervorbringen. Denn ich weiss, sie haben ein bisschen Recht. Und ich glaube, hinter dem Ganzen steckt noch ein Glaubenssatz, von dem ich mich verabschieden darf´. der lautet eben: Ich muss überall dabei sein, ich könnte sonst etwas verpassen… Ich werde ihn ersetzen durch diesen: Ich entscheide mich immer ganz leicht für genau die richtigen Dinge, die mich weiterbringen, die mir gut tun, die ich liebe. Es fällt mir ganz leicht, etwas wegzulassen…

Dazu möchte ich 6 Dinge sagen…

ATMEN

Wenn ein „Angebot“ kommt, Augen schliessen und atmen. Da reicht bei mir schon eine Minute. Das automatische JA wird abgeschafft. Und die Angebote sind vielfältig. Manchmal ziehe ich sie selbst heran, indem ich einen Newsletter lese, ein Angebot finde, eine neue Website öffne und ganz schnell sind da oft nicht nur eine, sondern mehrere Verlockungen. Wie aus dem Nichts. Oder es kommt von Aussen, ich bekomme eine Einladung. Meist sind es Business Veranstaltungen oder Kurse, Seminare, Persönlichkeitsbildungsangebote. Da ich von Natur aus sehr neugierig und vielseitig interessiert bin, ein Scanner, ist erst einmal alles spannend. Künftig gönne ich mir einen Atemzug ode auch mehrere… Und sogar, wenn es nur der Moment zwischen Ausatmen und Einatmen ist, ist es anders, denn da ist so ein Raum, sagte Viktor Frankl.

Die richtige Frage stellen

Irgendwo hab ich es kürzlich gerade wieder gelesenm welche Fragen ich mir stellen darf angesichts einer wie auch immer gearteten Einladung…

  • Bringt mich das jetzt meinem Ziel näher?
  • Wird es mich erfüllen?
  • Mache ich die Welt damit besser?

Dazu ist wichtig, sein Ziel erst einmal zu kennen. Da ist bei mir nicht nur das entspannte, freie Leben durch ein gut gefülltes Konto, wo mehr Reisen möglich ist, noch einmal nach Neuseeland…auch neue Länder entdecken. Südseeinseln zum Beispiel. Asien. Kanada. Dazu Shoppen. Einfach mal 500€ ins Portemonnaie und los gehts. Und was gibt es noch alles…

Doch geht es vor allem darum, mehr Liebe ins Leben bringen.

Da geht es ums Da-Sein, helfen, indem ich DA bin für Jemanden, es geht ums Spenden für Bedürftige. Es geht um freie Zeiteinteilung, Zeit für mich, meine Familie, Muße, Nichts tun. Mir fällt dabei diese Analogie von den Sicherheitsinstruktionen im Flugzeug ein: Vor dem Start wird man eindringlich darauf hingewiesen: Bei Druckabfall greifen Sie zur Sauerstoffmaske und setzen sie sich zuerst auf, DANACH helfen Sie ihrem Sitznachbarn. Wenn ich nämlich keine Luft mehr bekomme, kann ich auch anderen nichts Gutes mehr tun. Und das kann passieren, wenn ich durchs Leben hetze, ohne zu schauen, was ich da eigentlich mache und wohin es führt. Der Automatismus darf sich verabschieden.

Den passenden Zeitpunkt wählen

Muss das jetzt sein? Hat es nicht Zeit? Ich notiere, wenn ich gut bin, Ideen und „Einladungen“ in mein Kreativbuch. Abends oder einmal pro Woche schaue ich die Notizen durch. Was ist davon noch wichtig? Manches hat sich dann schon von selbst erledigt.

Oft hat sich auch eine Aktion, ein Event, im Nachhinein als nutzlos, langweilig erwiesen. Sinn-frei wie ein. Freund sagt. Ok, man weiss es nicht vorher, aber ich glaube, wenn ich die Augen schliesse und in mich horche, wird mir die Intuition die richtige Antwort geben.

Einen Rahmen setzen

Gut ist auch, sich einen Rahmen zu setzen. Regeln festzulegen. Eine Anzahl von Businesstreffen, zZ meistens online pro Woche. Für mein Netzwerk habe ich das getan. Maximal drei pro Woche. Und zwei reichen eigentlich auch… Jedes Event zieht ja auch wieder weitere Handlungen nach sich. Wenn Regeln da sind, fällt die Entscheidung fürs NEIN leichter, da es vorbestimmt ist, durch den gesetzten Rahmen.
Und um den Fokus zu halten, in Blöcken arbeiten. Oder sogar nur ein Thema pro Tag. Das erfordert nur etwas Organisation und Umstellung. Alles ist möglich.

Mich selbst anerkennen

Ja, ich gebe zu, ich mag es noch, zu hören, Du schaffst soviel, wie machst Du das… Du bist so schnell. Ja, das in ich. Und das ist auch ein Teil meiner Persönlichkeit. Und das ist auch ein Qualitätsmerkmal. Und doch: Auch wenn ich weniger tue, ist es wahrscheinlich immer noch viel mehr als manche Andere schaffen. Das ist/war ganz tief in mir verwurzelt: Viel arbeiten. Das kommt aus meiner FIRMILIE, dem Familienbetrieb, wo fast immer mehr als genug Arbeit war. Aber meine Eltern hatten auch andere Zeiten dazwischen – oder zumindest, nachdem die Firma aufgebaut war. Einmal im Monat in die Oper, in den Urlaub nach Amrum, später waren sie auch weltweit, nach dem 60. Geburtstag meines Vaters. Aber eben erst dann. Vorher gab es nichts als Amrum…Dazu viele wunderbare Familienfeiern, jeder Geburtstag, jeder Hochzeitstag wurde gefeiert, Weihnachten gab es einen Familientag, wir waren über 20… Heute, meine beiden Brüder mit Kindern und Enkeln, da wäre es noch mehr. Aber sie sind weit verstreut. So eine Familie, das ist ein Geschenk! Auch wenn die Firma immer Thema war. Davon habe ich es wohl übernommen, dass meine Firma, mein connextions, immer mein liebstes Thema ist. Mein Leben. Auch am Wochenende, denn da haben wir, mein Mann und ich, mal Zeit, Dinge in Ruhe durchzusprechen…

Zurück zum Ziel

Ich werde mich ab jetzt anders anerkennen, für die Pausen, für die Muße, für das mal nicht dabei sein, weniger machen, mehr sein. Fürs Zuhören und Empfangen. Für meine Ruhe. Für die Energie aus der Tiefe. Nicht immer auf Sendung gehen. Und ich werde vermutlich von Aussen dafür auch feedback bekommen. Weil ich dann anders WIRKE.

Wie sagt mein Freund und lieber, kluger Kollege Christian Holzhausen? Nein sagen ist erlaubt, sogar erwünscht. „Es ist Dein Leben, es ist Deine Zeit“ sagt er.

Wenn Du Dich auch zu der Spezies zählst, die immer überall dabei sein muss und alles mitbekommen, Angst hast, Du könntest etwas verpassen, dann mach doch mit, gerade jetzt, im Advent. Aber auch im neuen Jahr:

Einfach mal irgendwo nicht mitmachen und zur Ruhe kommen. Mit wenig Schwung, ernsthaft versonnen.

*zitiert aus dem Anderen Adventskalender

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