Die Musik öffnet neue Kanäle

Donnerstag Abend. Probe der Kantorei. Heute bin ich endlich wieder dabei. Nach schier unendlich langem Einsingen (wahrscheinlich wird das Einsingen beim Faible unserer Chorleiterin für einen bestimmten Stimmbildner demnächst die komplette Chorprobe in Anspruch nehmen ;-)) geht es endlich richtig los. Bei sommerlichen Temperaturen starten wir mit der Nummer 24 aus dem WO (wer diese zwei Buchstaben nicht identifizieren kann- das W eihnachts O ratorium unseres hochverehrten Johann Sebastian Bach..) – wie kann es anders sein, meinem Lieblingsstück! Herrscher des Himmels. Es erklingt auch auf meinem Handy, wenn eine Kurznachricht ankommt- es sei denn, das Telefon ist auf  Vibrationsalarm geschaltet.
Ich spüre die längere Sangespause – oh je, werde ich die hohen Töne erreichen? – und doch,  dank der intensiven Stimmbildung geht es recht gut. Wir proben einige Zeit daran herum, bis es schon ganz hübsch anzuhören ist. Danach der Choral, Ach mein herzliebes Jesulein.. wie entzückend! Weihnachten im Sommer,  mal etwas anderes. Anders als mit langem Vorlauf ist dieses Werk nicht zu bewältigen, auch wenn wir es schon einmal aufgeführt haben. So spüren wir schon jetzt einen Hauch Weihnachten im Herzen. Dann noch den Anfang: „Jauchzet, frohlocket“. Hier beginnen wir im Sopran mal ganz tief, schwingen uns dann aber bald in große Höhen auf. Ein Genie, dieser Johann Sebastian. Alle möglichen Vokale sollen wir um-denken, anders singen, anstelle des I ein A und Vieles mehr, damit der Ton gut rüberkommt. Und- natürlich das An- und Abspannen nicht vergessen- das gehört nun seit einiger Zeit zu unserem Repertoire. Wehe, jemand lässt ein Zischen an verkehrter Stelle hören, da gibts kein Pardon!
Wenn wir alles ein(be)ziehen, klingt es wunderbar. Von vorn werden wir meist gut und fröhlich-enthusiastisch unterstützt, so dass auch Kritik annehmbar ist. Große Freude mit ein bisschen Anstrengung gepaart bringt uns dem Geist des WO langsam wieder näher.

Dann, zur Entspannung, der Gounot.. Messe 7. Ich wusste gar nicht mehr, wie schön das klingt.. Nun weiss ich wieder, warum ich dabei bin. Für mich als großen Bach Fan hat durch das eigene Singen des WO dieses für mich einen neuen Wert gefunden – wo ich doch vorher nichts über den händelsschen MESSIAS gehen ließ. Beim Gounot geht mein Herz noch weiter auf, ja, darum bin ich dabei. Und natürlich auch wegen all der lieben Mitsänger, besonders wegen des Einen, der meistens spürbar hinter mir sitzt.. Und wegen der Kirche. Und für den lieben Gott, der mir bis hier so ein reiches Leben beschert hat, nicht nur beim Singen. Und wegen der tollen Leiterin.

Alles zusammen, und das nur ein paar Schritte von zuhause entfernt. Welch ein Glück!

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