Besinnliche Zeit? Sinnlich? Oder sinnlos? Be-sinnungslos? Advent, Advent, ein Lichtlein brennt! Advent, die Zeit der Ankunft, der Vorbereitung, gemütliche Abende? Oft habe ich mir schon vorgenommen, keine Termine im Dezember. Und dabei habe ich das Gefühl, es wird von Jahr zu Jahr eher mehr als weniger.
Abgehetzt komme ich nach Hause. Als ich aufschliesse, telefoniert mein Schatz. Ok, dann kann ich ja noch eben den Autoschlüssel aus der Werkstatt holen. Eigentlich wollte ich eben auf dem Weg dort vorbeifahren, dann hab ichs vergessen. Als ich meinen Wagen gestern abholte, sagte man mir, es sei alles im Fahrzeug. Heute morgen suchte ich den Schlüssel- nix. Ich rief an. Nee, der ist noch hier. Ok, ich komme später vorbei. Und dann bin ich da – nee, den Schlüssel haben wir Ihrem Mann vorhin mitgegeben. Grrrr! Ich war doch gerade erst zuhause! Soll dass die besinnliche Zeit sein?
Auf dem Weg aus dem Büro – vorher Netzwerkfrühstück, das letzte in diesem Jahr, seit 5h bin ich auf den Beinen – schnell noch die beiden Hosen zum Türken gebracht- gerade rechtzeitig, Samstag fliegen sie für zwei Wochen in die Heimat. Er wird die Hosen bis Freitag fertig haben. Ein Weihnachtsengel! Und sogar den Reißerschluss meiner Jacke reparieren, der hat keinen Dödel mehr zum ziehen. Das ist lästig. Das kann man reparieren, sagt er mir, man muss nicht den ganzen Reißverschluss auswechseln. Dann schnell noch Glögg besorgen und Apfelpunsch, um halb sieben wird es nämlich besinnlich !?!?- die Nachbarn kommen. Oder einige aus unserer Kirchengemeinde. Meist auch unser Pastor. Lebendiger Adventskalender in der Gemeinde, jeden Abend woanders. Einmal war ich schon dabei. Es wird geklönt, gesungen vielleicht, getrunken auf jeden Fall – und eine Geschichte vorgelesen. Eine nette Idee. Kommt dann die Besinnlichkeit auf? Ich lese die „Kirchengeschichte“ und kann mich selbst vor Lachen kaum halten.
Ich glaube, immer wenn ich nach Hause komme, brauche ich erst eine kleine Pause, eine Zeit nur für mich allein. Als Wolfgang -mein Mann- noch arbeitete, kam er und verschwand meist erstmal stundenlang im Bad. Duschen. Umziehen.
Ich brauche auch so eine Pause.
So wie jetzt.
Die Tierkarte am Freitag sagte es mir,
„kümmere Dich eine zeitlang um Dich, so wie Du Dich um Andere kümmerst“.
Das kann auch ein entspanntes Aufräumen sein, einfach nur ich allein. Ich packe ein paar Sachen aus, u.a. eine Zeitschrift, die mir in unserer Firma aus dem Papiermüll entgegenstrahlte. „24 himmlische Plätzchen“ verspricht die fette Titelzeile und das passende Foto dazu strahlt mir entgegen. Bringt das die Besinnung? Dazu muss man ja erstmal rühren, kneten, backen, dekorieren. Meine Favoriten sind Zimtsterne und Vanillekipferl, die lassen sich gut zusammen backen, denn die einen brauchen Eigelb, die anderen das Eiweiß. Vielleicht komme ich am vierten Advent noch zum backen. Und die Geschenke verpacken? Wahrscheinlich wieder am 23. um 23:45h
Mein Blick fällt auf eine weitere der Titelstories. „Lass los, was dich aufregt“ steht da. Meine Güte, was müsste ich da alles loslassen! Aber was ist es wirklich, was regt mich auf, was fehlt mir für die Entspannung? Dazu dann diese Bilder im Kopf. Frauen müssen entspannt sein. Was muss ich sonst noch alles? Was will ich? Wonach sehne ich mich geradezu? Ob es in zweieinhalb Monaten anders sein wird?
Ich beginne zu lesen. Da sind sie wieder, die tollen Tips. Morgens zehn Minuten mir selbst erzählen, was ich am besten kann, was mich glücklich macht. Zweitens: Will ich Opfer sein oder Gestalter? Und: Manche Menschen kann ich nicht ändern. Eigentlich sogar keinen. Ausser mir selbst. Aber es kommt noch besser: Wer nicht mehr abschalten kann und nie zur Ruhe kommt, ist auf dem besten Weg zum Burnout. Gehöre ich schon dazu?
Ich gehe von oben nach unten, von unten nach oben. Was will ich? Ein Thema gäbe es zu besprechen- ich traue mich nicht. Wolfgang ist sehr verschnupft (!?) und nicht in guter Stimmung.
Morgen? Ich gebe die Hoffnung nicht auf!