Meeting-Geschichten

Rechts und links am Wegesrand lauern so tolle Geschichten. Wenn ich den Fokus verliere, nicht mehr direkt nach vorn schaue auf das Ziel, sehe ich Spannendes und Unterhaltsames neben mir, was mich lockt, was ich unbedingt mit-teilen möchte. Warum eigentlich? Dem muss ich mal auf den Grund gehen. „Das Leben ist voller Geschichten“ sagt Alexandra, eine wunderbare Geschichtenerzählerin. Wie wahr! Genau so sehe ich das auch. Vielleicht wäre das auch noch eine Option für mich? Ein ungewöhnlicher Coach sagte einmal „Renate, Du kannst REDEN. Du musst REDEN.“ Wahrscheinlich habe ich mir das zu sehr zu Herzen genommen.

Wer kennt das nicht, endlose meetings ohne Ergebnis. Mein Schatz weiss ein Lied davon zu singen. Wenn viele beteiligt sind und dann Themen besprochen werden die beispielsweise nur zwei von 10 betreffen. Die anderen beginnen sich zu langweilen. Und wenn nur drei im Spiel sind?Sollte es einfacher sein. Ist es aber anscheinend nicht. Da fragt man sich, haben wir gemeinsame Ziele? Das ist ja Punkt Eins.

Und dann der Ablauf…

Da sitzen wir nun und haben einen guten Plan. Eine Agenda, wie es so schön trocken heisst. Einen Ablaufplan jedenfalls. Eine zeitlich Vorstellung. Die Inhalte kommen dann von jeder dazu. Wir beginnen plangemäß. Dann wird die erste Redezeit wird schon mal um fünf Minuten verlängert. Und kurz darauf gibt es kein Halten! Es-wir-sie schweift aus und ab… Fragen, Ideen, Inspiration, Geschichten – es sprudelt nur so wie der Geysir in Rotorua. Das meeting läuft aus dem Ruder. Der schöne Plan! Wo ist er? Haben wir ihn aus dem Kopf verloren? Ich kann für mich sagen, nein, ich habe den Einwurf schon gehört, aber anstatt laut STOP zu sagen (vielleicht bastele ich fürs nächste Mal ein STOP Schild!?) lasse ich mich mitreissen, wie von einem Tsunami, die Welle rollt an und ich kann nicht weg, die Worte wollen raus, ich will mitreden, ich habe doch auch Ideen, hallo, hallo, hört mich keiner? Ein zaghafter Hinweis der vermeintlich Zurückhaltenden verschwindet fast ungehört im Redefluss, wie im Nebel, gedämpft von weitem, kaum hörbar. Nicht so wichtig, finden die Geschichten, sie wollen raus… Das Ganze verselbständigt sich sehr zügig zu einem Dialog und teilweisem Trialog. Unser schöner Plan ist dahin. Fast. Denn dann funktioniert er doch kurzzeitig wieder. Ah, es kommt darauf an, wer redet und wer gerade zuhört- zuhören muß. Wollte. Eigentlich. Aber wir haben doch so viele gute Ideen!. Und das geht ja nicht nur mir so mit den Geschichten am Wegesrand. Wir erleben so viel. Die Stories sind wie kleine Blumen am Wegesrand, doch deutlich sichtbar, sie bereichern unser Leben, Begegnungen, Synchronizitäten, Herausforderungen die wir bewältigt haben oder auch Hindernisse, die noch zu überwinden sind. Oft nur im eigenen begrenzten Denken, in Konditionierungen, in Glaubenssätzen. In Gewohnheiten. Es lockt, diese Blumen zu pflücken und sie den Anderen zu überreichen. Bestimmt sind sie überwältigt von der Pracht. Sie sind so schön! Jedenfalls für mich. Die Anderen stufen sie ja vielleicht eher als Unkraut ein? Wer bestimmt, was schön ist? Sicher kann ich sie mit meinen Geschichten inspirieren. Ich denke auch gar nicht lange darüber nach. Das wäre ja eine Idee. Aber dann ist die Story vielleicht schon hinter der nächsten Ecke verschwunden. Ich bin eben so, voller Geschichten, tolle Begegnungen mit Menschen, meine unerschöpflichen Ideen, meine Kreativität. Ein Test im Internet hat es mir bestätigt. „Writer“. „You have an unmatched skill for creating vast worlds both through facts and figures….“ . Ah, wie ich mich da wiederfinde. Aber wie gesagt, WRITER steht da, nicht Speaker. Oder vielleicht doch, wenn ich es kanalisiere, am richtigen Ort bin und da Menschen sind, die es hören wollen. Denen ich etwas geben kann aus meinen Erfahrungen über meine Geschichten und aus meinem Wissen… Und in dem ersten Geburtshoroskop, das ich schon lange habe, steht dass ich gut erzählen kann. Erzählen- heisst aber nicht die anderen zuquatschen. Also mehr schreiben? Hier? In ein schönes Buch oder Heft. Wo auch immer. Da finde ich meine Geschichten dann auch wieder, und muss sie nicht in der Ferne suchen, weil ich sie unters Volk gestreut habe. Jederzeit kann ich mich selbst an ihnen erfreuen, sie weiter ausschmücken. Aus ihnen lernen, ich erzähle sie mir selbst wieder und komme mir dabei auf die Schliche. Dann werde ich besser. Und irgendwann wird ein Buch daraus. Vielleicht sogar meine Biografie. Stoff gibt es genug.

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