Nur 3 Minuten

Die Sorge zu verschlafen weckte mich bereits eine Stunde bevor der Radiowecker mich sanft aus dem Schlaf holen sollte. Und daß,  obwohl ich nach einem unterhaltsamen Theaterabend und einem Bier mit den Freunden – und dem Nicht-einschlafen-können weil ich auf meine Tochter wartete – erst lange nach Mitternacht eingeschlafen war. Ich stand kurz auf und legte mich kurz darauf wieder hin,  jedoch an richtig schlafen war nicht mehr zu denken. Wie würde es werden, heute und morgen mit meinen Brüder auf der Insel zu verbringen? Meine Schwägerin war auch noch da, obwohl es eigenlich ein Treffen zu Dritt sein sollte.
Als ich endgültig wach war stand ich auf, duschte und dachte, eine halbe Stunde hast Du ja noch Zeit… gehe ich noch an den Rechner? Ich schaute aus dem Fenster und sah den PKW meines Bruders schon in der Auffahrt stehen. Gut, dass ich alles fertig gepackt hatte! Noch schnell die Haare föhnen und los gings. Bei schönstem Sonnenschein und dieser Uhrzeit entsprechend leerer Autobahn fuhren wir gen Norden. Er erzählte, ich erzählte- die Zeit verging wie im Flug. Bei meinem Lieblingsbäcker in dem kleinen Dorf, eine halbe Stunde von der Fähre entfernt versorgten wir uns mit Frühstückszubehör und fuhren dann weiter.
Am Autoschalter erstanden wir unsere Fahrkarten und fragten, mehr aus Gewohnheit, aber man weiss ja nie, wann die nächste Fähre auf die Insel ginge. Laut Plan hatten wir noch 90 Minuten Zeit. „Um 8.15“ sagte die freundliche Dame und blickte auf ihre Uhr. „Und zwar direkt auf die Insel!“ Wir schauten sie an – sie schaute uns an- es war kurz nach 8. Schaffen wir das? Nun aber schnell! Vorm Anleger die Sachen ausladen, mein Bruder fuhr wieder los, um das Auto auf den Parkplatz zu bringen. Ich versuchte, zwei Koffer, eine Tasche und eine Platte von ungefähr einem Quadratmeter Grösse näher ans Schiff zu bringen. wie ich es auch probierte, 2 Hönde reichten nicht für 3 Sachen. Also peu a peu näher ran. Geschafft! Ich stellte die Koffer und die Platte neben dem Häuschen ab, in dem die Fährleute bei Regen geschützt sind. Der Kontrolleur warnte mich, meine Platte könnte wegfliegen- da kippte auch schon meine Koffer-Platten Konstruktion um. Ich durfte die Platte ins Wärterhäusschen stellen. Wo blieb mein Bruder? Ich fragte, ob sie wirklich ganz pünktlich fahren würden. Ja, sobald wir beladen haben gehts los. Ich versuchte, ihn zu becircen. Drei Minuten haben Sie doch wohl noch Zeit? Nee, sie müssten ja später aich wieder pünktlich zurück – und sie waren ja schon 55 Minuten später. Warum? Es war tiefe Ebbe. ich hatte es scho gesehen, es sah verdammt flach aus. Unsere Chance, dass de Dampfer nun später fuhr? ich schaute mit Bangen in die Richtung aus der der Shuttle Bus vom Parkplatz kommen müsste. Nichts zu sehen. Mittlerweile fuhren die Autos an mir vorbei auf die Fähre. Es waren nicht so viele. Als das letzte Auto verladen war, kam der flirt-unlustige Fahrkartenabknipser und schloss die Schranke. Ich hielt Ausschau nach meinem Bruder- nichts. Kurz darauf hob sich die Brücke – zu spät. Ich rief ihn an, er könne sich nun Zeit lassen- und noch während ich mit ihm sprach näherte sich der Bus, in dem er saß.
Um drei Minuten verpassten wir das Schiff. Nachdem es den Anleger verlassen hatte, um, wie uns ein anderer Mitarbeiter kurz darauf erklärte, den Anleger für eine ankommende Fähre freizumachen, da die zwei anderen besetzt waren lag es  frecheweise noch mindestens fünf Minuten an der Kaimauer in Reichweite herum, weil die beiden Kolosse aufgrund des flachen Wassers nicht aneinander vorbeifahren konnten. Ziemlich ärgerlich! Können wir nicht noch irgendwie an Bord? Keine Chance. Etwas enttäuscht machten wir uns auf ins Bistro, um unserem Traumschiff nachzublicken. Meine gute Laune  ließ ich mir aber dennoch nocht verderben. Die frische Nordseeluft konnten wir auch hier schon geniessen und uns den Wind um die Nase wehen lassen. Dies war sowieso ein ganz anderes Wochenende, und irgendwie passte dieses Ereignis dazu. Unser Schiff, da fuhr es davon, um in 90 Minuten auf der Insel anzulegen.
Aber dann wären wir ja auch bereits auf dem Wasser, auf dem Weg.
Endlich!

 

 

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