Traurige Geschichten

Ich liebe traurige Geschichten. Genau genommen, Geschichten vom Verlassen werden. Einsam sein. Ist das nicht eigenartig? Ich wundere mich selbst. Vielleicht liebe ich sie, weil es bei mir ein happy end gab. Mit dem Hintergrund einer großen Liebe, die wieder da ist, kann man gut traurige Geschichten lieben, werden Sie sagen und haben damit wohl auch Recht. Ohne diesen einen Liebenden im Hintergrund würde ich wohl vor jeder traurigen Geschichte weglaufen, denn mein eigenes Leben wäre direkt so eine Geschichte.

Als ich die Überschrift schreiben will, macht mein elektronisches Schreibgerät daraus „geräumige Geschichten.“ Ich schmunzle wie oft, wenn die Elektronik plötzlich ein völlig anderes Wort vorschlägt. Wie oft sind so schon völlig unverständliche SMS entstanden? Manchmal liefert das iPad kuriose Vorschläge. Was zuerst sinn-los erscheint kann zu ganz neuen Stories führen. Oder zu einer Schleife, die dann zum Ursprung zurückführt. Vielleicht wäre eine geräumige Geschichte ja viel ergiebiger? Einer allein hat ja erstmal mehr Raum, wenn jemand weg ist. Aber ist es nicht gleichsam eng? Es schnürt einem die Kehle zu, die Luft fließt nicht mehr frei, der Atem stockt. Das Zuhause mag jetzt größer erscheinen, aber gleichzeitig scheint der Raum keinen Sinn mehr zu stiften. Leere Räume. Viel mehr hätte man wohl gern den oder die zurück, auf das der Raum mit Leben gefüllt würde. Nicht nur mit dem Menschen, sondern mit dem, was zwischen ihm und mir war. Mit Liebe, Zärtlichkeit und Nähe. Mit Worten, die ausgesprochen werden oder ungesagt sind und doch ankommen, wenn ich aufmerksam bin.

Wieso liebe ich traurige Geschichten? Sie lassen mich fühlen, mich MICH fühlen. Im Weinen bin ich mir besonders nah. Die Tränen reinigen, Altes fliesst ab.

Darum höre ich mir jetzt Andrea Berg an. Es sind Lieder dabei, die ich in dieser unsäglichen Liste gelesen hatte.. die nun gelöscht ist, schon lange. Aber nicht in meinem Kopf. Und ER war vorhin unwirsch. Arbeitet an meinem Flyer und sagt, er tut gern was für mich. Ich sag, dann hör doch jetzt auf. Mach Montag weiter. Nein, Montag habe er keine Zeit. Es nervt mich immer noch wenn er da mit dem Handy in der Hand steht oder sitzt. Nicht ansprechbar. Eine Herausforderung für mich immer wieder. Zu vertrauen. Dann sage ich mir, was ich alles bekomme. Und die traurigen Momente werden seltener.

Denn es gab ein happy end. Unsere Geschichte wandelte sich wieder zu einer glücklichen. Was für ein Segen. Danke.

4-2013

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