Endlich ist er da, der 13. Dezember 2014. Und wir dürfen noch einmal den MESSIAH singen! Diesmal in der Nachbargemeinde , in der wunderschönen Rellinger Barockkirche. Nach 8 Proben plus Generalprobe ist es soweit.
Bei der ersten Probe in der Kirche noch unvertrauten Kirche sind wir erstaunt. Der Chor sitzt vorm Altar in zwei Blöcke getrennt, rechts und links, in den Kirchenbänken, das Orchester wird zur Generalprobe am Freitag dazwischen platziert werden. Kann das gut gehen? Ein neues Klangerlebnis auf jeden Fall. Unsere Sangeskollegen sagen, es geht hier nicht anders, das seien sie lange gewohnt. Ok, und was gewohnt ist, wird nicht mehr hinterfragt. Es ist eben so. Die Akustik ist auf jeden Fall gut, für die Musik. Für die Sprache weniger, ich verstehe wenig von dem was unser Kantor sagt. Das schwierigste ist das gemeinsame Tempo zu erreichen. Ist der Tenor zu schnell oder lahmt der Bass? Immer wieder muss Oliver abbrechen weil wie nicht wirklich zusammen sind.
Während der zweieinhalbstündigen Aufführung lerne ich die ungewohnte Sitzordnung zu schätzen. Ich fühle mich viel weniger beobachtet als sonst, direkt im Angesicht der Gemeinde, in unserer Osterkirche oder auch bei unseren Aufführungen in der Heilig-Geist-Kirche. Man kann mal –leise- in den Noten blättern, die Füße ausstrecken, einen Blick mit der Nachbarin tauschen, wenn ein Solist einen Ton nicht einhundertprozentig trifft. Ich erlaube mir sogar, während der ersten Minipause kurz die Kirche zu verlassen, um einen Abstecher nach nebenan zu machen, hätte ich nur vorhin die Grünkohlsuppe nicht gegessen! So verpasse ich „Behold the lamb of god“ und schleiche mich wieder an meinen Platz. Wenigstens habe ich vorher mein Lieblingsstück, das Duett von Sopran und Altsolo „And he shall feed his flock“ mitgekriegt, wenn auch leicht unkonzentriert. Bin ich froh, dass ich das so hingekriegt habe. Danke! Dann geht’s weiter mit den chorstucken und Soli, die nun noch vertrauter sind. Auch hier wurden Stücke gestrichen, wenn auch weniger als in unserer Kantorei. Einmal weiß tatsächlich der „Chef“ nicht weiter… Er blättert in seiner überdimensionalen Partitur hin und zurück, schaut zur Sopranisten, lächelt unsicher – Blätter weiter. Wahrscheinlich war es nur eine Minute extra PAUSE, die da entstand, aber uns kam es wie eine kleine Ewigkeit vor.
Dann geht’s weiter und mit den bekannten schwachen wird es doch eine tolle Aufführung. Eine Freundin im Publikum ist jedenfalls hellauf begeistert und teilt mir dies gleich danach per SMS mit. Und auch alle um sie herum waren ebenso angetan, erfahre ich am nächsten Tag.
Für mich ist einfach nur wichtig, wir dürfen dabei sein, unser Stück mitsingen.
Nach dem Konzert geht’s wieder in die benachbarte Gaststätte – wir sind, mit Gästen, bestimmt über 120 Leute, an Tischen mit meist 6-8 Menschen verteilt. Wir sitzen bei den jetzt etwas Vertrauteren. Als endlich der Kantor eintrifft, wieder „in Zivil“ bekommt er Applaus und ein Geschenk und eine kleine Rede vom Chorsprecher Thomas. Dann darf ich ein paar Sätze des Dankes sagen. Wir haben eine Ladung Schokoriegel, die mit dem Namen „Danke“ mitgebracht, würdigen nochmal dass wir so herzlich aufgenommen wurden und verabschieden uns damit wieder nach Kummerfeld, nicht ohne die Mitsängerinnen für den Sonntag einzuladen, es ist Adventssingen.
Zwei kommen sogar. Später, zum Abschied, eine herzliche Umarmung von Oliver, – wie nett!
Es ist schon recht merkwürdig, als wir am Sonntag wieder mit dem Einsingen, vertraut und doch jetzt wieder neu. Am Donnerstag darauf, die Probe für Heiligabend, Christmette. Danach gemütliches Beisammensein. Unsere „Chefin“ sagt „schön, dass ihr wieder da seid“ . Das ist doch gut zu wissen, dass wir hier hergehören und wieder „zuhause“ sind im Kreise der vertrauen Sänger.
Nächstes Jahr gibt’s Schütz, die Weihnachtshistorie, am 3. Advent. Das steht jetzt schon fest. Ich hoffe, wie bleiben gesund und kommen auch weiter bis zum hohen A… Mit unserer Kummerfelder Chorfamilie in unserer OsterKIRCHE, gleich um die Ecke.